Hintergrund

elene: Wie man eine Erneuerbare Energiegemeinschaft gründet

Installation eines Solar-Panels. © Ricardo Gomez Angel on Unsplas
Installation eines Solar-Panels. © Ricardo Gomez Angel on Unsplas

Bald könnte eine Gründungswelle der etwas anderen Art durch Österreich schwappen. Denn das kommende Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energiequellen wie Photovoltaik und Wind erlaubt es in Österreich, so genannte Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEG) zu gründen. Das hat den primären Zweck, dass sich etwa Nachbarn zusammentun und den Strom ihrer Solaranlagen auf lokaler Ebene tauschen können. Das soll den Ausbau der Solarenergie beschleunigen und könnte die Stromkosten für Haushalte senken.

Doch wie gründet man eine EEG? Dazu gehen jetzt Beratungsunternehmen in Stellung. Die Nobilegroup von Lorena Skiljan und Peter Gönitzer etwa startet heute mit elene – einem neuen Service-Angebot für Haushalte wie Unternehmen, um bei Gründung und Betrieb einer EEG zu helfen. Managing Partner Lorena Skiljan erklärt im Interview, wie es funktioniert.

Trending Topics: Was ist die große Revolution bei den Erneuerbare Energiegemeinschaften im Vergleich zu vorher?

Lorena Skiljan: Die große Revolution ist, dass private Haushalte, KMUs sowie Gemeinden erstmalig untereinander Energie tauschen können. Dies war unter der bisher geltenden Rechtslage nicht möglich. Die gesamte, über den Eigenverbrauch hinausgehende erzeugte Energie wurde bisher zu unattraktiven Einspeisetarifen in das Netz eingespeist und die für das Haushalt, KMU, Gemeinde benötigte Energie aus dem Netz gezogen. Dies unter den vollen Gebührenbelastung.

Aus diesem Grund sind bisher nur auf Eigenoptimierung geplanten PV-Anlagen errichtet worden. Dadurch wird ein großes Potenzial an installierten Leistung, insbesondere PV nicht ausgeschöpft und die Dächer nicht voll genutzt.

Mit der Etablierung einer Erneuerbaren Energiegemeinschaft können künftig die erzeugten Strommengen unter den Verbrauchern auf der regionalen Ebene getauscht werden. Dadurch wird die regional erzeugte Energie auch in der Region genutzt, das übergeordnete Stromnetz nur noch eingeschränkt belastet und für die Endverbraucher ergeben sich aus dem System auch Ersparnisse – eben durch die Nicht-Nutzung der vorgelagerten Netzebenen 1 bis 4.

Insgesamt kommt es zu einem Paradigmenwechsel in der Energieversorgung. Ein traditionell sehr stark zentral gesteuertes Versorgungssystem wird durch ein Bottom-up und Top-down-gesteuertes bidirektionales System mit lokalen Versorgungs-Hubs in Form der Erneuerbaren Energiegemeinschaften abgelöst.

Lorena Skiljan und Peter Gönitzer von Nobilegroup. © Nobilegroup
Lorena Skiljan und Peter Gönitzer von Nobilegroup. © Nobilegroup

Das Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG), dass diese Energiegemeinschaften ermöglicht, ist immer noch nicht durch – wann rechnet ihr mit Inkraftreten?

Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes rechnen wir noch im Sommer bzw. gleich danach. Die Vorgaben der Europäischen Union sind sehr klar und das gemeinsame Commitment der EU-Mitgliedstaaten im Rahmen des Green Deals fördert die Umsetzung.

Kommen wir zu den erwarteten Neugründungen: Was sind die Haupt-Challenges beim Gründen einer EEG?

Die Haupt-Challenges beim Gründen einer EEG sind einerseits die energiewirtschaftliche Modellierung einer EEG, worunter in ersten Stelle das Ausbalancieren und aufeinander Abstimmen der Demand- und der Supply-Seite innerhalb einer EEG zu verstehen ist. Die Verbraucher und insbesondere ihre spezifischen Lastgänge müssen bestmöglich mit der installierten Leistung korrelieren. Dadurch kann eine hohe Eigenverbrauchsquote sowie ein möglichst hoher Autarkiegrad innerhalb der EEG erreicht werden. Auf diese Weise sichern wir durch die energiewirtschaftlicheModellierung die Wirtschaftlichkeit der EEG und dadurch in weiterer Folge ebenfalls die Ersparnisse für die Verbraucher der EEG.

Auf der anderen Seite unterliegen die Energiemärkte einer starken Regulierung. Die Erfüllung rechtlicher Voraussetzungen sowie die aktive Teilnahme an Energiemärkten erfordert ein hohes Maß an Branchen-Know-How. Aus diesem Grund begleiten wir die EEGs von der Planung über die Gründung bis zum operativen Doing.

Dazu gibt es nun euren neuen Service elene. Wie funktioniert euer Geschäftsmodell? Was ist die Hauptleistung, der USP, den ihr erbringt?

Mit der elene wollen wir einerseits allen interessierten Bürgerinnen, KMUs und Gemeinden eine Anlaufstelle anbieten, um das Modell einer EEG zu verstehen und für ihre spezifische Vorort-Situation von uns analysieren zu lassen.

Nach der Gründung einer EEG bietet die elene alle notwendigen Services  – von der Abrechnung bis hin zum Anlagen-Monitoring usw – für die jeweiligen EEGs, welche einerseits gesetzlich vorgeschrieben sind und andererseits für das Funktionieren einer EEG unerlässlich sind.

Weiters soll elene als die Community-Plattform für die jeweiligen EEGs dienen und den Mitgliedern einer EEG die Möglichkeit geben, sich innerhalb der Community auszutauschen, zu kommunizieren und die eigene EEG weiterzuentwickeln.

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In welchen Bereichen (Gemeinden, Unternehmen, Landwirte, Haushalte) erwartet ihr euch die meisten Energiegemeinschaften? Wie viele EEGs wird es/kann es bis Ende 2020 geben?

Erneuerbare Energiegemeinschaften können in verschiedenen Zusammensetzungen entstehen, das wesentliche Kriterium ist das regionale Stromnetz. Alle Verbraucher und Erzeuger, sofern diese keine große Unternehmen oder EVUs sind, hinter desselben Abgangs eines Umspannwerks können sich in eine EEG zusammenschließen.

Großes Interesse ist in verschiedenen Interessensgruppen vorhanden. Die Vorreiter sind gewissermaßen die Gemeinden, wir bekommen aber auch viele Anfragen von der regionalen Wirtschaft. Maschinenring Steyr ist ein sehr gutes Beispiel einer Organisation der Landwirte, welche durch die Gründung einer EEG dunkelgrünen regionalen Strom für ihre Mitglieder produzieren wird, mit dem gleichzeitig die Energiekosten gesamthaft sinken.

Um wie viel werden Gebühren und Abgaben reduziert? Wiegt sich das mit der Anschaffung der PV-Anlagen auf?

Die Senkung der Energiekosten ergibt sich in erster Linie aus den reduzierten Netzgebühren sowie dem Wegfall von Steuern und Abgaben. Abhängig von dem Eigenverbrauchsquoten und dem erreichtem Autarkiegrad sind deutliche Ersparnisse zu erwarten. Diese errechnen sich spezifisch für jede EEG. Grundsätzlich kann sich aber ein Haushalt 10 bis 15 Prozent im Jahr durchschnittlich an Stromkosten ersparen und bezieht gleichzeitig grünen, regionalen Strom. Für die Unternehmen sind die Potenziale sehr hoch und ergeben sich aus den spezifischen Verbrauchsmengen und den Lastgängen.

Und die PV-Anlagen, die installiert werden müssen?

Einer der größten Effekte einer EEG ist die deutliche Steigerung der Anlagenrentabilität. Dadurch werden PV-Anlagen, welche nicht ausschließlich auf Eigenverbrauch optimiert sind, rentabel und können bei Eignung der Flächen größer als bisher errichtet werden, womit der Ausbau von PV auf diese Weise rascher voranschreiten kann. Einer der wichtigsten Faktoren dabei ist, dass dadurch eine Vollbelegung der Dächer mit PV wirtschaftlich möglich sein wird. Dadurch werden versiegelten Flächen für den PV-Ausbau bestmöglich genutzt und die Erreichung der Klimaziele stark unterstützt.

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