Strategie

Vision Fund: Was der „mächtigste Investor der Welt“ mit 100 Milliarden Dollar macht

Rajeev Misra, (Softbank Investment Advisers), Masayoshi Son (Softbank) und H.E. Yasir Al Rumayyan (Managing Director of the Public Investment Fund of the Kingdom of Saudi Arabia). © Softbank/Vision Fund
Rajeev Misra, (Softbank Investment Advisers), Masayoshi Son (Softbank) und H.E. Yasir Al Rumayyan (Managing Director of the Public Investment Fund of the Kingdom of Saudi Arabia). © Softbank/Vision Fund

Es ist der mit Abstand größte Investmentfonds, der jemals auf die Beine gestellt wurde. Vor etwa einem Jahr hat der japanische Unternehmer, Softbank-Gründer und Milliardär Masayoshi Son den Vision Fund mit fantastischen 100 Milliarden Dollar ins Leben gerufen. Und das Geld wurde auch bereits ordentlich verteilt. Rund 30 Milliarden Dollar sind bereits in 24 Unternehmen investiert worden (siehe Tabelle unten), und aus dem Portfolio von Softbank sollen noch einige weitere große Namen (u.a. die Ridesharing-Firmen Uber, Didi, Grab und Ola oder SoFi und OneWeb) zum Vision Fund wandern. Insgesamt sollen in den nächsten fünf Jahren rund 100 Unternehmen finanziert werden.

Mehr Geld als jeder andere VC

Im Silicon Valley, bisweilen jene Region, in der die größten Fonds für Hightech-Investments aufgelegt wurden, ist der Respekt vor dem Vision Fund zu spüren. Bill Gurley von Benchmark hat ihn bereits als den „mächtigsten Investor der Welt“ bezeichnet. Kein Wunder, immerhin stellt der Vision Fund alles bisherige in den Schatten. Die rund 30 Milliarden Dollar, die in den vergangenen zwölf Monaten investiert wurden, schlagen laut The Economist (Paywall) fast jene rund 33 Milliarden Dollar, die die gesamte VC-Branche der USA im Jahr 2017 aufgestellt hat. Auch die Fonds von Blackstone Capital Partners oder Goldman Sachs Capital Partners sind deutlich kleiner als der Vision Fund.

Zum groben Vergleich: Das Budget der Bundesrepublik Österreich rechnet im Jahr 2018 mit Ausgaben von 78 Milliarden Euro und Einnahmen von rund 86 Milliarden Euro.

Unternehmen Investment Vertical
ARM 8 Mrd. Dollar Computer-Chips
WeWork 4,4 Mrd. Dollar Coworking Spaces
Nvidia 4 Mrd. Dollar Grafikprozessoren
Paytm 1,85 Mrd. Dollar Payment
Ping an Medical 1,15 Mrd. Dollar Healthcare
Roivant 1,1 Mrd. Dollar BioTech
Fanatics 1 Mrd. Dollar eCommerce für Sport
Katerra 860 Mio. Dollar Construction
ZhongAn 550 Mio. Dollar Insurance
Improbable 500 Mio. Dollar Virtual Reality/Simulationen
Auto1 460 Mio. Dollar Gebrauchtwagen
Compass 450 Mio. Dollar Immobilien
Ping An Good Doctor 400 Mio. Dollar Healthcare
OYO Rooms 370 Mio. Dollar Hotellerie
Guardant Health 360 Mio. Dollar BioTech
Wag! 300 Mio. Dollar Hundesitter-App
Slack 250 Mio. Dollar Messaging/Kollaboration
Plenty 200 Mio. Dollar Vertical Farming
Mapbox 160 Mio. Dollar Digitale Landkarten
Nauto 160 Mio. Dollar Selbstfahrende Autos
Brain Corp. 110 Mio. Dollar Roboter-Software
OSIsoft not available Data
VIR not available BioTech

Wo wird investiert?

Von einer App, über die Hunde-Sitter vermittelt werden (Wag!), über einen Online-Shop für Sportbekleidung (Fanatics) bis hin zu Computer-Chip-Unternehmen (ARM, Nvidia) – das Portfolio des Vision Fund lässt auf den ersten Blick keinen echten Fokus erkennen. Beim genaueren Hinsehen dann aber doch. Wie The Economist analysiert, gibt es drei übergeordnete Themen: Technologien mit Disruptions-Potenzial (BioTech, Roboter, AI, etc.), neue Lösungen für die Old Economy (z.B. Ridesharing, Coworking, Vertical Farming) und schließlich alles andere, das mit Technologie und Online-Medien zu tun hat (z.B. Slack).

“Wir suchen Firmen, die die Nummer eins in ihrem Segment sind”, sagte Rajeev Misra, CEO von SoftBank Investment Advisers, am Mobile World Congress (Trending Topics berichtete). Misra ist die rechte Hand von Masayoshi Son bestimmt mit, in welche Startups und Hightech-Firmen die vielen Milliarden Dollar fließen. Rund fünf Prozent all jener Gründer, die beim Vision Fund pitchen, sollen ein Investment bekommen. Son soll den Foundern oft das Vier- bis Fünffache des gesuchten Kapitalbedarfs bieten – und auch regelmäßig damit drohen, dass er auch in die Konkurrenz investieren könnte. David Rosenberg, der Gründer von AeroFarms (Trending Topics berichtete), hat ein Investment-Angebot des Vision Fund abgelehnt – einfach deswegen, weil ihm zu viel Geld geboten wurde.

Attraktiv am Vision Fund sind aber nicht nur die unglaublichen Geldmengen, sondern auch das Netzwerk. Zwischen den Unternehmen sollen sich Synergien ergeben. “Es wird viele Kooperationen und M&A-Aktivitäten zwischen unseren Portfolio-Unternehmen geben”, sagte Misra. So ist denkbar, dass die vielen Fahrtvermittler im Portfolio – Uber, Didi, Grab und Ola – damit beginnen, sich gegenseitig zu kaufen oder Partnerschaften zu schließen. Auch „Cross-Selling“ soll gemacht werden, also wenn Portfolio-Unternehmen wechselseitig Kunden werden.

Woher kommt das viele Geld?

Warum ist der Vision Fund so gut mit Kapital ausgestattet? Die Antwort darauf findet man in erster Linie im Mittleren Osten. Der Public Investment Fund des Königreichs Saudi-Arabien hat Son und Misra satte 45 Milliarden Dollar anvertraut, um in die Hightech-Zukunft zu investieren. Weitere 15 Milliarden Dollar stellte die Mubadala Investment Company der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Softbank selbst, also das Milliardenunternehmen von Son selbst, hat 28 Milliarden Dollar (teilweise in Form von Anteilen an ARM) springen lassen, und die Hightech-Riesen Apple, Foxconn, Sharp und Qualcomm haben weitere Milliarden beigesteuert. Sieben Milliarden Dollar des Fonds stammen von nicht namentlich bekannten Investoren.

Son, der Softbank zu einem Weltkonzern aufbaute und sich schlauerweise früh Anteile am chinesischen Internet-Riesen Alibaba sicherte, hat gerade im Mittleren Osten einen Nerv getroffen. Sowohl Saudi-Arabien als auch die VAE sind längst auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen und Boom-Branchen, die die Länder unabhängiger vom Öl machen können.

Viele Risiken

Wer mit viel Geld um sich wirft, der geht auch enorme Risiken ein. Um wirklich Geld für die Investoren zu verdienen, muss der Vision Fund The Economist zufolge einen Exit in der Größenordnung von 100 Millionen Dollar schaffen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass viel Kapital auf einmal in Startups versenkt wird, aus denen nichts wird oder die nur Geld verbrennen. Auch die Verflechtung zwischen Softbank und dem Vision Fund sowie mit den nach wie vor autoritären Regimen im Mittleren Osten (dort kommt das meiste Geld her) könnte sich in Zukunft als problematisch erweisen – etwa, wenn sich Unternehmen mit großem Potenzial gegen ein Investment entscheiden.

Auswirkungen auf die VC-Branche hat der Vision Fund jedenfalls. Um mit dem Vision Fund mithalten zu können, wollen einige VCs noch größere Fonds schaffen als bisher. Sequoia Capital etwa arbeitet an einem 8 Milliarden Dollar schweren Fonds für die weltweite Finanzierung von Growth-Stage-Firmen, auch andere Risikokapitalgeber sollen große Projekte vorhaben.

Wie und ob sich der Vision Fund auszahlt, werden die nächsten Jahre zeigen. Ein erster Erfolg war sicherlich der Einstieg von Walmart in den indischen Amazon-Rivalen Flipkart. Sons Investment-Vehikel steckte im August 2017 etwa 2,5 Milliarden Dollar in Flipkart, und verdiente sich bereits weniger als ein Jahr später 4 Milliarden Dollar mit dem Verkauf der Anteile an Walmart. Ob sich die vielen anderen (und geplanten) Investments rentieren, wird die Zukunft zeigen. Bis dahin ist der Vision Fund die bisher größte Wette auf die Tech-Zukunft.

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