Digital City Wien

Ulrike Huemer, CIO der Stadt Wien: „Die Blockchain kann uns beim Abbau der Bürokratie weiterhelfen“

Ulrike Huemer ist CIO der Stadt Wien. © Bohmann/PID
Ulrike Huemer ist CIO der Stadt Wien. © Bohmann/PID

Gestern war Ulrike Huemer, CIO der Stadt Wien, bei uns zu Besuch. Anlass war die Veranstaltung Digital City Wien, die am Mittwoch und Donnerstag im Rathaus und an der Universität Wien stattgefunden hat und viele Forscher und Wissenschaftler aus den verschiedensten digitalen Disziplinen zusammenbrachte. Wir haben mit ihr über die Chancen gesprochen, die durch die Blockchain-Technologie für die Stadt Wien und den Bürokratieabbau entstehen.

Hier gibt es das ganze Video zu sehen, unten findest du die wichtigsten Aussagen von Huemer:

Erste Berührung mit der Technologie

Ulrike Huemer: „Ich bin über Literatur und die mediale Berichterstattung rund um die Bitcoins zu dem Thema Blockchain gekommen. Es gibt Staaten in Nordeuropa, die sich schon intensiv mit dem Thema beschäftigen. So habe ich erfahren, was für eine Stadt an Einsparungspotenzial möglich ist. Die Faszination hat mich angesteckt. Für mich hat Blockchain zwei Aspekte: eine gesellschaftliche und eine technologische. Die soziologische Komponente finde ich insofern hoch interessant, als dass die Blockchain Menschen bei ihrem Wunsch nach mehr Transparenz, mehr Vertrauen und mehr Sicherheit abholt. In den vergangenen Jahren zweifeln Menschen die zentralen Instanzen an – vor allem Regierungen und Nationalbanken. Eine öffentliche Institution wie die Stadt Wien muss sich mit diesen Sorgen auseinandersetzen.“

Die Pilotprojekte der Stadt Wien

„Wir haben zwei Piloten. Einerseits die Open-Government-Data-Initiative. Open Government-Data müssen immer nachweisen, dass sie aktuell sind. Da hilft Blockchain massiv, um alle Datensätze aktuell zu halten. Das zweite Projekt betrifft eine interne Angelegenheit: Jeder Mitarbeiter der Stadt Wien bekommt an jedem Arbeitstag eine Essenmarke. Das passiert nach wie vor auf Zetteln. Wir sind alle ziemlich unglücklich über den bürokratischen Mehraufwand. Wir überlegen schon seit Jahren, wie wir dieses System umstellen können. Jetzt versuchen wir diese Bons über die Blockchain zu verwalten.“

Blockchain und E-Government

„BeiE-Governance gibt es bezüglich des Grundbuchs und der Steuerentrichtung einige Überlegungen. Das sind aber Themen, die mit den Kollegen im Bund abgestimmt werden müssen. Gerade für Steuerangelegenheiten müssen Bundeskanzleramt, Finanzministerium und Innenministerium eng zusammenarbeiten, um solche Zukunftsprojekte umzusetzen. Für die gesamte öffentliche Verwaltung ließen sich zahlreiche Anwendungsfälle finden. Ein großes Thema in Österreich ist die digitale Identität. Da zeigt uns Estland mit dem e-Residence-Programm, wie das funktionieren kann. Innerhalb der städtischen Verwaltung beschäftigt sich Wien Energie intensiv mit dem Thema. Auch für die Mobilität in der Stadt, zum Beispiel für Car- und Bikesharing-Initiativen, bietet die Blockchain interessante Möglichkeiten. Überall, wo Tools, Dokumente und Funktionalitäten geteilt werden können, gibt es für eine Stadt Ansätze.“

Kooperationen

„Wir arbeiten bei unseren Piloten mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young zusammen. Sie haben schon einiges an Expertise in den vergangenen Jahren aufgebaut. Bei Digital City Wien bringen wir alle Stakeholder, die sich in bestimmten Themenbereichen engagieren, zusammen, um möglichst viel Wissen zu bündeln. Wir sprechen bezüglich der Blockchain mit Experten der TU, der WU, dem RIAT (Research Insitute for Arts and Technology) und dem AIT (Austrian Institute for Technology). Es gibt viele Einzelinitiativen in Wien, die ich alle an einen Tisch bringen möchte. Meine Aufgabe ist es, die Silos aufzubrechen. Wir müssen den Dialog suchen und verstehen, woran andere Institute arbeiten. Nur so entsteht Innovation.“

Anlaufstellen für Blockchain-Konzepte

„Im Zuge der Digital City gibt es einmal pro Monat eine Montagsrunde. Da lade ich Interessierte zu mir ins Büro ein. Ziel ist, dass wirklich alle, die sich zu dem Thema Gedanken machen, ihre Ideen und Konzepte vorstellen können. Es sind jedes Mal rund 40 Vertreter von Wiener IT-Unternehmen anwesend. Dort findet die Vernetzung statt, die für so eine junge Szene sehr wichtig ist. Man hilft sich untereinander mit Kontakten weiter.“

Blockchain für die Verwaltungsreform

„Wir planen zur Zeit eine große Verwaltungsreform. ‚Wien neu denken‘ stellt alle unsere Prozesse und Aufgaben in Frage und überprüft deren Notwendigkeit. Wir wollen schlanker und effizienter werden. Wir wollen die Bürokratie für die Bürgerinnen und Bürger abbauen. Da kann uns die Blockchain deutlich weiterhelfen.“

Transparenz bei Steuerzahlungen

„Für uns ist wichtig, dass wir die Daten offen legen. Die Daten gehören den Bürgerinnen und Bürgern. Natürlich gibt es bei personenspezifischen Daten Grenzen, aber letztendlich ist Transparenz ein Ansatz, damit Menschen den Institutionen wieder mehr vertrauen.“

Vertrauensverlust in den Staat

„In den letzten Jahren gab es Leaks, die gezeigt haben, dass Überwachung und Datenmissbrauch von der Seiten des Staats stattgefunden hat. Das Überwachungspaket führt zu einer großen Verunsicherung, weil Datenschutz für alle Europäer ein essenzielles Thema ist. Das muss von Seiten der Politik berücksichtigt werden. Die Digitalisierungsstrategie der Stadt Wien sieht vor, dass wir genau zeigen, wann die Stadt Wien auf Daten der Bürger zugreift und weshalb. Wir müssen das Vertrauen der Menschen in die Institutionen wieder herstellen.“

Kryptowährung für die Stadt Wien

„Ich weiß nicht, ob wir eine eigene Währung entwickeln werden. Der Kanton Zug (in der Schweiz, Anm.) macht es uns vor: Dort kann man Steuern und Abgaben mit Bitcoin bezahlen. Wir wollen zuerst unsere Pilotprojekte durchziehen. Dann können wir über eine eigene Währung nachdenken.“

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