Analyse

Selbst wenn man Tesla als Big Tech einstuft, ist die Aktie komplett überbewertet

Elon Musk präsentiert den Tesla Roadster 2. © Tesla Motors
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Ok, Boomer. Tesla ist an der Börse jetzt mehr wert als Facebook. Und zwar um satte 72 Milliarden Dollar, das entspricht zwei Mal dem US-Autohersteller Ford. Aber bitte bitte, sagen nun Tesla-Jünger. Vergleiche Elon Musks Unternehmen doch nicht mit den alten Autobauern. Tesla ist gar kein Autohersteller, sondern ein Tech-Unternehmen, ein Batterieproduzent, ein Energiekonzern, und überhaupt die Zukunft der Mobilität.

Auch Volkswagen-Chef Herbert Diess hat das spät, aber doch, Anfang 2020 erkannt und der Belegschaft gesagt: „Wir werden wie ein Automobilunternehmen bewertet, Tesla wie ein Tech-Unternehmen.“ Zu dem Zeitpunkt war Tesla gerade mal etwa 100 Milliarden Dollar wert und hatte gerade Volkswagen überholt. Doch dann kam Corona, und aus der Tesla-Aktie wurde ein Spekulationsobjekt der Sonderklasse, wie es die Welt zuvor noch selten gesehen hat.

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Größere Blase als bei Bitcoin

Die Bewertung von Tesla hat sich innerhalb des letzten Jahres fast verneunfacht. Das stellt sogar die andere große Blase, die gerade munter vor sich hinwächst, in den Schatten. Bitcoin (BTC) ist innerhalb des letzten Jahres bloß um den Faktor 4,5 gewachsen und hält derzeit bei vor wenigen Wochen noch für viele unvorstellbaren 40.000 Dollar. Aber das ist nichts gegen Tesla. Die Aktie ist doppelt so hoch gestiegen wie BTC und hat Elon Musk zum reichsten Mann der Welt gemacht. An der Börse ist Tesla nun unter den sechs wertvollsten Unternehmen der Welt.

Mit harten Marktzahlen (Umsatz, Absatz, Gewinn, produzierte Stückzahlen) hat diese Bewertung schon lange nichts mehr zu tun. Im direkten Vergleich mit traditionellen Autoherstellern ist Tesla ein Zwerg. Auch wenn man da festhalten muss: So viele Elektroautos wie die Kalifornier verkaufte 2020 niemand, und die Aufnahme in den wichtigen Aktienindex S&P500 ist berechtigt – immerhin schaffte es Tesla in fünf Geschäftsquartalen in Folge, Gewinn zu machen. Und das während der Corona-Pandemie mit ihren weltweiten Lockdowns und in einer schweren Skalierungsphase, in der neue Werke in Shanghai und Deutschland entstanden bzw. entstehen.

Akkus, Solar, autonomes Fahren: Mehr als nur ein Autohersteller

Und ja: Tesla ist nicht nur ein Vorreiter, was Elektroautos angeht, es zeigt sich auch ziemlich innovativ in den Bereichen Akkutechnologie sowie autonomen Fahren. Bei keinem anderen Auto gibt es Berichte darüber, dass Fahrer schon mal dick Strafe zahlten, weil sie am Steuer schliefen, während der Wagen selber fuhr. Zusätzlich ist faszinierend, wie Tesla auch seine Energieprodukte (Großspeicher für Strom, Schnellladestationen und Solar-Panele für Hausdächer) immer weiter ausrollt.

Machen wir also das Gedankenspiel und vergleichen Tesla nicht mit den anderen Autoherstellern, sondern mit den größten Tech-Unternehmen der Welt. Auch die haben ordentlich von der Corona-Krise profitiert – eh klar, „Corona beschleunigt die Digitalisierung“. Sehen wir uns also die Umsatzzahlen der sechs größten US-Tech-Unternehmen des letzten Jahres an und stellen diese der Marktbewertung (Market Cap) gegenüber:

Market Cap in Mrd. $ Umsatz Q4 2019 in Mrd. $ Umsatz Q1 2020 in Mrd. $ Umsatz Q2 2020 in Mrd. $ Umsatz Q3 2020 in Mrd. $ Faktor Market Cap/
Jahresumsatz
Tesla 834 07,38 05,98 06,04 08,77 29,6x
Facebook 762 21,08 17,73 18,68 21,46 9,7x
Alphabet 1.219 46,08 41,20 38,30 46,17 7,1x
Amazon 1,597 87,40 75,50 88,91 96,15 4,6x
Microsoft 1.660 36,90 35,00 38,00 37,20 11,3x
Apple 2.222 91,82 58,30 59,70 64,70 8x

Und auch da sieht man schließlich sehr klar: Tesla ist auch im Vergleich zu Apple, Amazon, Facebook, Alphabet oder Microsoft maßlos überbewertet. Der Market Cap von Tesla liegt beim 30-fachen des Jahresumsatzes – bei den anderen genannten Unternehmen pendelt das Verhältnis zwischen dem Faktor 4,6 und 11,3. Würde Tesla etwa wie Facebook (Faktor 10 zwischen Umsatz und Market Cap) bewertet werden, dann läge die Börsenbewertung bei 280 Milliarden Dollar – also immer noch deutlich vor Toyota und damit wertvollster Autobauer der Welt.

Emotion zählt mehr als Zahlen

Auch hier muss man festhalten: Selbst wenn man Tesla nicht mit anderen Autoherstellern vergleicht, sondern mit den Tech-Riesen dieser Welt, dann fällt auf, dass die Aktie (aus der sich ja die Marktkapitalisierung ergibt) heillos überbewertet ist. Mit Marktrealität hat das nichts mehr zu tun, die Aktie ist ein Tool für Spekulationen geworden, FOMO („Fear Of Missing Out“) treibt sie weiter an. Anleger investieren dabei in die rosigste aller Zukünfte von Tesla – und nicht zuletzt in den Glauben an die Fähigkeit des Elon Musk und seines Teams, diese unheimlich hohen Erwartungen zu erfüllen.

Aber Vorsicht: Die Konkurrenz schläft nicht – und wird durch die Kursexplosion noch zusätzlich angespornt, Tesla Marktanteile streitig zu machen.

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