Kommentar

Stripe ist eine klassische europäische Fail Story

© Stripe
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Stripe ist „Irlands und Europas prominenteste Erfolgsgeschichte“. Sagt Conor O’Kelly, CEO von Irlands National Treasury Management Agency (NTMA) – also jener staatlichen Agentur, die Investments im Auftrag der irischen Regierung tätigt und an der neuesten, 500 Millionen Euro schweren Investmentrunde des Fintechs teilgenommen hat. Diese Runde macht Stripe zum wertvollsten Tech-Unicorn der westlichen Welt, nur Bytedance aus China (TikTok) wird noch höher bewertet.

Aber Moment mal: Stripe als europäische Erfolgsgeschichte zu bezeichnen? Die beiden Gründer des mittlerweile zehn Jahre alten Payment-Anbieters, Patrick und John Collison, mögen in Limerick geboren und aufgewachsen sein. Und ihr erstes Startup, Auctomatic, haben sie auch in Irland aufgebaut und dann sehr schnell um damals fünf Millionen Dollar an Communicate.com aus Kanada verkauft. Doch der große Erfolg der Collison-Brüder hat sehr viel mehr mit dem Silicon Valley zu tun als mit Europa.

Flucht ins Silicon Valley

Denn Patrick und John Collison gingen bereits 2007 mit Auctomatic ins Silicon Valley – sie folgten damals dem Ruf des berühmten Startup-Inkubators Y Combinator. Warum sie aus Irland weggegangen sind? Nun, Auctomatic bot eine Software, um den Handel auf eBay zu vereinfachen. Doch im Heimatland konnten sie keine Investoren finden, und deswegen machten sie sich nach Nordamerika auf. Denn Enterprise Ireland, die staatliche Wirtschaftsförderagentur, lehnte sie ab (mehr dazu hier).

Nachdem die Collison-Brüder also erfolgreich in Nordamerika ihre ersten Millionen machten und Auctomatic verkauften, gingen sie bald mit einer neuen Idee schwanger. Daraus wurde dann Stripe, das heute von sich behauptet, dass das „ganze Internet“ damit bezahlt. Bald investierten Silicon-Valley-Größen wie Founders Fund (= Peter Thiel), Capital G (= Google), Andreessen Horowitz oder Sequoia Capital. Die Bay Area bot dann auch dankbare Kundschaft, weil dort die (New) New Economy boomte und immer mehr Plattformen die Payment-Dienste von Stripe brauchten.

© Stripe
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Jetzt ist es zu spät

Und jetzt, zehn Jahre später, jubelt man also über „Europas prominenteste Erfolgsgeschichte“? Zu einem Zeitpunkt, zu dem europäischen Versicherungsriesen Allianz und Axa bei einer Bewertung investieren, die vor einem Jahr noch fast drei mal kleiner war? Heute, sagte John Collison im Dezember 2020 im Interview mit der Irish Times, sei Europa ein guter Ort zum Gründen. „Es ist völlig plausibel, dass man Stripe jetzt in Dublin, Oregon oder wo auch immer gründen könnte“, so Collison. „Alles hat sich verändert, vor allem im Hinblick auf die COVID-Krise.“ Nur damals, also sie gegründet haben, da war das Silicon Valley einfach viel besser als Europa.

In Europa gibt es mit Klarna (31 Mrd. Dollar Bewertung) oder Checkout.com (15 Mrd. Dollar Bewertung) auch einige starke Fintechs im Payment-Sektor. Doch im Vergleich zu Stripe (95 Mrd. Dollar) sind sie doch sehr klein, und Klarna gehört selbst zu den Kunden der US-Firma. Stripe kann man vieles nennen – aber eine europäische Erfolgsgeschichte, das ist Stripe sicher nicht.

Paystack: Stripe kauft nigerianisches Fintech für 200 Mio. Dollar

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