Kommentar

Reiche weiße Männer, die sich ein Wettrennen ins All liefern? Leider geil.

Richard Branson (Virgin Galactic) und Elon Musk SpaceX). © Virgin Galactic
Richard Branson (Virgin Galactic) und Elon Musk SpaceX). © Virgin Galactic

90 Minuten hat der Ausflug von Richard Branson mit der VSS Unity gedauert, um dem Multimilliardär und seiner Crew ein paar Minuten Schwerelosigkeit in einer Höhe von 80 Kilometern zu besorgen. Nicht ganz die Kármán-Linie in Höhe von 100 Kilometern, wo eigentlich die Erdatmosphäre aufhört und das Weltall beginnt, aber sei es drum: Branson hat nach 16 Jahren Arbeit am Projekt einen Meilenstein erreicht und läutet nun die Ära des Weltraumtourismus ein.

Unten am Boden mag man sich verleitet fühlen zu denken: Wie toll, da liefern sich jetzt die drei Multimilliardäre Branson (Virgin Galactic), Jeff Bezos (Blue Origin) und Elon Musk (SpaceX) ein Rennen ins Weltall, verbrennen am Weg viele Milliarden und blasen dann auch noch zusätzlich tonnenweise CO2 in die Erdatmosphäre. Ist dass das neue Yacht-Wettrüsten auf Steroiden? Wozu denn das alles? Könnte man denn dieses Geld nicht für viel dringendere Probleme aufwenden? Klimakrise zum Beispiel?

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Den Staaten nicht das All überlassen

Auf den zweiten Blick wird klar: Branson, Musk und Bezos haben mit Amazon, Virgin Atlantic und Tesla sowieso bereits sehr mächtige Hebel in der Hand, um Maßnahmen gegen die Klimakrise zu setzen. Der Weg der Milliardäre ins All hat viel mit Freiheit zu tun. Denn sie eben einer privaten, kommerziellen Weltraumindustrie den Weg, die ansonsten einem Machtkampf zwischen einigen wenigen Staaten (in erster Linie den USA und China) überlassen worden wäre. China hat zuletzt drei Raketenstarts in den Weltraum innerhalb von vier Tagen hingelegt, um neue Satelliten in eine Erdumlaufbahn zu bringen und setzen die USA unter Zugzwang. Warum sollte Staaten das Feld überlassen werden?

Was mit Blue Origin und Virgin Galactic derzeit groß in den Medien ist (zwei neue Anbieter für Weltraumflüge), ist nur ein winziger Ausschnitt der Weltraumindustrie. In mehr als 90 Prozent der Branche geht es nicht um Space-to-Space-Business, sondern um „Space to Earth“. Bedeutet: Die ganz große Mehrheit von Produkten und Services im Weltall sind sowieso für uns Erdenbewohner gedacht. SpaceX zum Beispiel bringt Satelliten ins Weltall, die zu Forschungszwecken das Wetter beobachten (also essenzielle Daten zum Klima liefern) oder schnelles Internet in entlegene Regionen bringen können (Starlink). Diese „Space-to-Earth“-Industrie ist etwa 350 Milliarden Dollar schwer – wieso sollte man sie Staatsunternehmen überlassen?

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Keimzelle für viele wegweisende Erfindungen

Wenn künftig nun mehr Privatleute und -unternehmen mit Hilfe der Weltraum-Milliardäre ins All vorstoßen können, kann sehr viel Gutes und Neues für die Erdlinge entstehen. Die Weltraummissionen der NASA haben entscheidende Technologien und Produkte vorangetrieben, ohne die heutiges Leben nicht vorstellbar wäre – etwa UV-Filter, Solarzellen, Babynahrung, feuerfeste Anzüge, den Barcode, durchsichtige Zahnspangen, Wasserfilter, Akkubohrer, Brennstoffzelle, Memory-Schaum, Klettverschluss, und so weiter und so fort. Ein niederschwelliger Zugang zum Weltraum hat das Potenzial, eine ganze Industrie samt ihrer Zulieferer und Erfinder auf ein neues Level zu heben.

Auch im kleinen Österreich ist die Weltraumindustrie ein nicht zu unterschätzender Faktor auch für Startups. Mit dem ESA Space Solutions Austria etwa gibt es ein eigenes Programm für Jungfirmen, das diese beflügelt und die Chance gibt, in einen neuen Markt einzusteigen. Für junge Unternehmer braucht es Vorbilder wie Musk, Branson oder Bezos, die neue Wege zu neuen Märkten aufzeigen. Man muss sie nicht sympathisch finden, um anzuerkennen, dass da noch viel Gutes entstehen kann.

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