WU Wien

Plagiatsvorwürfe: Doktortitel von prominenter Krypto-Ökonomin widerrufen

Shermin Voshmgir. © Roman Reiter (WU)
Shermin Voshmgir. © Roman Reiter (WU)

Sie wird gerne als „Blockchain Queen“ bezeichnet, hat zuletzt das Buch „Token Economy“ veröffentlicht, gründete den Blockchain Hub Berlin und wurde 2018 zur Direktorin des interdisziplinären Forschungsinstituts für Kryptoökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien ernannt: Shermin Voshmgir gilt als eine der größten Expertinnen für Blockchain und Kryptowährungen im deutschsprachigen Raum.

Bis jetzt. Doch auf der Wiki-Plattform VroniPlag Wiki, die sich der kollaborativen Plagiatsdokumentation widmet, wurde nun Voshmgirs 2001 publizierte Doktorarbeit mit dem Titel „Assessing the Impact of XML/EDI with Real Option Valuation“ analysiert – mit einem verheerenden Ergebnis. So sollen auf 90 Prozent der Textseiten Plagiate gefunden worden sein, einem sehr hohen Wert, der sich „in Dimensionen eines Karl-Theodor zu Guttenberg“ bewegt, wie die FAZ berichtet. Parallelen zu anderen Texten sollen auf 100 der insgesamt 111 Seiten gefunden worden sein, 43 Seiten sollen gar zu mehr als 75 Prozent Parallelen zu anderen Texten beinhalten.

Für die Wirtschaftsuniversität Wien, an der Voshmgir die Doktorarbeit verfasst hat, ist das nun der Grund, ihren Doktortitel zu widerrufen, wie die FAZ weiter schreibt. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. Gegenüber Trending Topics sagte Voshgmir, sie wolle Einspruch erheben.

Agentur für wissenschaftliche Integrität eingeschaltet

„Ich kann Ihnen mitteilen, dass es an der WU einen Plagiatsfall gab und es aufgrund der Ergebnisse der Gutachten zum Widerruf eines akademischen Grades gekommen ist und in weiterer Folge das Dienstverhältnis beendet wird. Diese Entscheidungen sind nicht rechtskräftig“, heißt es seitens einer Sprecherin der WU Wien.

Die WU würde derartige Vorwürfe immer sehr genau prüfen und sofort reagieren, sobald diese an sie herangetragen werden. „Gemäß den hohen internen Standards wird stets die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität eingeschalten. Diese übermittelt eine Liste an möglichen GutachterInnen. In weiterer Folge werden unabhängige Gutachten in Auftrag gegeben“, heißt es seitens WU weiter.

„Solche Verfahren dauern meist mehrere Monate. Liegen aufgrund der Ergebnisse der Gutachten die Voraussetzungen für einen Widerruf eines akademischen Grades vor, erfolgt dieser auch. Sind von solchen Verfahren Mitarbeitende betroffen, werden diese bis zum Abschluss grundsätzlich dienstfrei gestellt. Ist der akademische Grad Voraussetzung für das Arbeitsverhältnis an der Universität, erfolgen nach Widerruf grundsätzlich entsprechende arbeitsrechtliche Schritte“, heißt es zu Prozedere und Konsequenzen.

Viele Textparallelen

Laut VroniPlag wurden insgesamt 203 problematische Textparallelen gefunden. „Auf mindestens 100 von 111 Seiten dieser Arbeit gibt es Textparallelen, die als Plagiat angesehen werden könnten. Dies reicht von der Einleitung bis zum Schluss. In vielen Fragmenten wurde der Text leicht umgeschrieben, aber die Ähnlichkeit mit den gefundenen Quellen ist nach wie vor hoch. Viele Seiten bestehen aus einzelnen Sätzen, die den Quellen entnommen und zusammengefügt wurden, um den Anschein einer eigenen Wissenschaft zu erwecken“, heißt es seitens VroniPlag. Abgeschrieben worden soll vor allem von einer studentischen Arbeit aus Schweden sein.

VroniPlag gilt als Nachfolgeprojekt der GuttenPlag-Community und wurde nach Veronica Saß, Tochter des Politikers nach Edmund Stoiber, benannt. Ihre Dissertation wurde als erste von den freiwilligen Mitgliedern des Wiki untersucht. In mehreren Fällen führten die Dokumentation von Plagiaten in dem Wiki zur Aberkennung des Doktorgrades. Die Seite sei keine Prüfstelle und macht keine Auftragsarbeiten, heißt es in den FAQ. Wer an der Suche nach Plagiaten mitarbeitet? Dazu heißt es: „Alte und Junge, Männer und Frauen, Wissenschaftler und Nicht-Wissenschaftler aus allen möglichen Orten.“

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