Österreich

„Execution ist jetzt essenziell“: Das Start-up-Paket ist gelandet, aber wird es auch abheben?

Das Start-up-Paket ist gelandet. Wird es auch abheben? © Fotolia/Sunny studio
Das Start-up-Paket ist gelandet. Wird es auch abheben? © Fotolia/Sunny studio
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Die Ankündigung des Start-up-Pakets der österreichischen Bundesregierung gestern ist ordentlich eingeschlagen – kein Artikel von TrendingTopics.at (wir berichteten als erstes) wurde so oft auf Facebook geteilt. Gesenkte Lohnnebenkosten, eine Risikokapitalprämie für Investoren, mehr Geld für die staatliche Förderbank aws, die neue Rechtsform der Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft (MiFiG) und einiges mehr – die Reaktionen aus der Start-up-Szene und von Beobachtern sind überwiegend positiv.

„Jeder Euro mehr hilft“

„Die Entlastung bei den Lohnnebenkosten ist eine Maßnahme, die schon lange gefordert wurde“, sagt Armin Strbac, Gründer des mobilen Kleinanzeigen-Portals Shpock. „Gerade in der Anfangsphase kann jeder Euro mehr, der für die Entwicklung des Produkts zur Verfügung steht, über Erfolg und Misserfolg eines Start-ups entscheiden. Deshalb ist es auch begrüßenswert, dass die Belastung über die ersten drei Jahre gestaffelt wird.

Armin Strbac, Mitgründer von Shpock. © Alexander Müller Fotografie
Armin Strbac, Mitgründer von Shpock. © Alexander Müller Fotografie

Dass Programmierer nun auf der Liste der Mangelberufe stehen, sei ebenfalls positiv. Strbac: „Dadurch wird der Recruiting-Prozess für Start-ups erleichtert. Jeder Schritt, der die Aufnahme der richtigen Team-Mitglieder beschleunigt und vereinfacht, ist positiv und zu begrüßen.“ Auch die Risikokapitalprämie findet der Shpcok-Gründer gut: „Nur durch Anreize dieser Art bringt man Leute dazu, ihr Vermögen nicht nur auf Sparbüchern oder in Immobilien zu parken, sondern es zu einem gewissen Teil auch in junge Unternehmen zu investieren und so indirekt Arbeitsplätze zu schaffen.“

„Besser als gedacht“

„Endlich wird ein Zeichen gesetzt, die Hartnäckigkeit von Mahrer (VP-Staatssekretär, Anm.) hat sich ausgezahlt“, sagt Business Angel Hansi Hansmann (u.a. Runtastic, Shpock). „Das Paket ist etwas besser geworden als ich gedacht habe. Wünschenswert wäre, dass es schon 2016 gilt. Es wird Impulse geben, ohne Zweifel, diese müssen wir dann aber auch am Laufen halten. Grundsätzlich bin ich zufrieden damit, im Rahmen der Möglichkeiten in unserem Land.“

Sichtlich happy an seinem Geburtstag: Hansi Hansmann. © Jakob Steinschaden
Sichtlich happy an seinem Geburtstag: Hansi Hansmann. © Jakob Steinschaden

Pro und Contra bei Investoren

„Grundsätzlich ist natürlich alles gut, was Start-ups hilft, “ sagt Heinrich Prokop vom Start-up-Investor Clever Clover. „Die Befreiung von Lohnnebenkosten ist hilfreich, aber aus meiner Sicht sollte das für 100 Prozent über die ersten drei Jahre gelten und nicht wie jetzt einschleifend.“ (laut Regierungsplan werden im ersten Jahr 100 Prozent der Dienstgeberbeiträge ersetzt werden, im zweiten Jahr 2/3 und im dritten Jahr 1/3, Anm.). Zufrieden mit den Anreizen für Investoren ist Prokop nicht. „Das Thema ist, dass Verluste aus dem Investment in ein Start-up weiter nicht mit anderen, positiven Einkünften verrechnet werden können. Es sollte für Investoren auch möglich sein, eine Gegenrechnung von Substanzverlusten mit Substanzgewinnen aus Kapitalvermögen auch periodenüberreifend durchführen zu können.“

“Das Paket der Regierung ist eine jedenfalls eine gute Sache. Die wesentlichen Punkte wie Lohnnebenkostensenkung und Wagniskapitalprämie wurden von uns auch schon beantragt, d. h. hier könnte auch schneller im Parlament ein Beschluss gefasst werden, weil die Anträge schon im Ausschuss liegen”, sagt Niko Alm, der für die Oppositionspartei NEOS im Parlament sitzt und außerdem als Business Angel tätig ist. „Schön wäre es, wenn im nächsten Schritt die passenden Teile des Pakets auch auf alle Unternehmen ausgedehnt bzw. entsprechende Verbesserungen auch für EPU entwickelt werden.”

© NEOS
© NEOS

„185 Millionen Euro für Start-ups sind ein großer Gewinn für die Gründerszene, denn nur aus Start-ups können etablierte, heimische KMU werden. Und genau diese Klein- und Mittelbetriebe stellen das Rückgrat der heimischen Wirtschaft dar und dürfen von der Politik nicht stiefmütterlich behandelt werden“, sagt Michael Kuebeck, Geschäftsführer von i4g Investment. „Hält die neue MiFiG das, was sie verspricht, werden Internationalisierung, Innovation und – als logische Konsequenz – Wachstumsfinanzierung durch Privatinvestoren für KMU einfacher ermöglicht. Und das wiederum hat positive Auswirkungen auf die gesamte, österreichische Wirtschaft.“

Bleibt die Frage der Umsetzung

„Was für mich essenziell ist, ist die Frage der Umsetzung bzw. Ausgestaltung der einzelnen Maßnahmen“, sagt Lisa Fassl, die seit kurzem als Geschäftsführerin der Austrian Angel Investors Association (AAIA) fungiert. „Der Zugang zu den Unterstützungsleistungen muss unbürokratisch und effizient sein, was in Zusammenhang mit Förderungen einen Widerspruch bedeuten kann.“ Dass die Risikokapitalprämie in abgeschwächter Form gekommen ist (im Vorfeld wurden immer wieder abschreibbare 100.000 Euro gefordert, jetzt sind es maximal 20 Prozent von kumulierten 250.000 Euro pro Jahr, Anm.), überrasche sie nicht, sei aber zu akzeptieren. „Auch hier gilt: Die effiziente, unbürokratische Nutzung ist der Schlüssel.“ Dabei sei das konstruktive Zusammenspiel mit den relevanten Playern der Branche essenziell.

Lisa Fassl, Geschäftsführerin der aaia. © Stefan Malzner
Lisa Fassl, Geschäftsführerin der aaia. © Stefan Malzner

Christoph Jeschke, Geschäftsführer der Initiative AustrianStartups, spricht vom „größten Commitment der Bundesregierung in Richtung Start-ups bisher“, vor allem die Risikokapitalprämie für Investoren, die Reduktion der Lohnnebenkosten, die Aufnahme von Programmierern auf die Mangelberufsliste sowie das Unterstützen universitärer Spin-offs könnten rasch Wirksamkeit entfalten. Aber: „Den Worten müssen Taten folgen, denn „Execution“ ist existenziell im Startup-Business: Wie einfach oder schwierig sind diese Förderungen zu bekommen? Welcher Startup-Begriff wird zur Beurteilung herangezogen? Und vieles mehr. Daran werden wir das Paket messen. Der erste Schritt ist getan, viele andere Themen, etwa Ausbildung, Mitarbeiterbeteiligung etc. liegen noch vor uns.“

Christoph Jeschke beim Diskutieren. © Wirtschaftsagentur
Christoph Jeschke beim Diskutieren. © Wirtschaftsagentur

Das Papier zum Start-up-Paket der Bundesregierung findet sich übrigens in voller Version hier.

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