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More Than One Perspective: „Für uns als Social Business stehen Wirkungsziele an oberster Stelle“

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Wie reist man als Social Startup optimalerweise von Wien nach Brüssel, um dort einen Impact-Preis entgegen zu nehmen? Natürlich mit dem Zug. Lisa-Maria Sommer, Nina Poxleitner und Julian Richter, die drei Gründer des Wiener Social Startups More Than One Perspective, sind vor kurzem genau diese Reise angetreten. Denn in Brüssel sind sie von der EU-Kommission mit dem Impact Prize 2019 der European Social Innovation Competition sowie mit 50.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet worden.

„Für uns als Social Business stehen die Wirkungsziele an oberster Stelle“, sagt Lisa-Maria Sommer im Interview mit Trending Topics. Das erklärte Ziel des drei Jahren alten Sozialunternehmens (kurz sagt man M-TOP dazu): „Wir arbeitet an der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und mittlerweile auch Drittstaatsangehörigen“, sagt Sommer. „Wir helfen Unternehmen dabei, ihre Mitarbeiter diverser zu machen. Die Wissenschaft sagt uns schon lange, dass diverse Teams besser und innovativer sind. Das stimmt auch – aber nur, dann wenn der Rahmen dafür geschaffen wird und diese Diversität auch wirklich gelebt wird.“

„Wir bohren dicke Bretter“

Bisher haben mehr als 200 Personen das sechsmonatige Programm bei M-TOP durchlaufen, und mehr als 100 von ihnen haben auch einen Job gefunden. „Grundsätzlich nehmen wir Menschen auf, die schon Vorausbildungen haben, das heisst wir arbeiten mit Akademikern etwa aus den Bereichen Wirtschaft, Technik und IT“, sagt Mitgründer Julian Richter. „Wir bereiten sie nicht auf Berufe vor, sondern auf den österreichischen Arbeitsmarkt. Seit drei Jahren werden die Workshops und Einzel-Coachings abgehalten.

Besonders wichtig sei für die Associates, wie die Teilnehmer genannt werden, die Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch. „Wir versuchen ganz stark, die Selbstverantwortung und das Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. Jedes Bewerbungsgespräch ist ein Sales-Gespräch, und das muss man üben. Gerade in einer Fremdsprache ist das nicht so einfach“, sagt Richter. „Wir wissen, dass wir dicke Bretter bohren, aber dazu sind wir ja auch angetreten.“

Expansion nach Deutschland und Italien In Planung

More Than One Perspective geht es aber nicht nur um die Vermittlung von Geflüchteten an Unternehmen, sondern in einer zweiten Programmschiene auch um Trainings für junge Führungskräfte. Dort soll unter anderem „Schubladendenken“ aufgebrochen werden. „Gerade in dem Feld wollen wir unsere Wirkung mehr als verdoppeln“, so Richter. 2020 könnten es bis zu 6 Großunternehmen sein, mit denen man die Führungskräfte-Trainings macht.

Vor der Gründung des jungen Unternehmens 2017 haben die drei Founder bereits zusammen gearbeitet. „Es gab das Dreier-Team, bevor es die Idee gab“, sagt Sommer. Alle drei waren zuvor bei Teach for Austria tätig und haben an Mittelschulen in Wien unterrichtet. „Als dann die große Migrationsbewegung kam, war das der Impuls für uns, aktiv zu werden“, sagt Sommer.

Derzeit ist M-TOP in Österreich tätig, doch das muss nicht immer so bleiben. „Wir sind nun an einem Punkt, um das Ganze in Serie zu schicken“, sagt Richter. Wir sind jetzt der Meinung, dass wir eine Kombination an Produkten haben, die sehr gut auch in anderen Märkten funktionieren. Wir denken da an Teile von Deutschland und Teile von Italien. Und zwar nicht, weil dass die Nachbarländer sind, sondern weil sie eine ähnlich hohe Anzahl an Geflüchteten haben wie Österreich.“ Bereits 2020 könnte der Schritt über die Grenzen erfolgen.

Immer noch zwischen den Stühlen

In Österreich sitzt More Than One Perspective – wie so viele andere Social Businesses – ein wenig zwischen den Stühlen. „Für Social Businesses gibt es noch keine geeignete Rechtsform“, sagt Richter (M-TOP ist als GmbH gegründet worden, Anm.). Die eine Seite würde sie als „Profit-Maximierer“ schmähen, die andere als eine „bessere NGO“ bezeichnen. „Wir sind irgendwas zwischen Non-Profit und For-Profit. Wir haben uns keine kommerziellen Ziele, sondern Wirkungsziele gesetzt“, sagt Richter.

Eine solche neue Rechtsform für Social Business fordert etwa das 2018 gegründete Social Entrepreneurship Network Austria (SENA) bereits seit längerem. Generell liegt der Vorschlag einer sGmbH liegt bereits seit mehreren Jahren auf dem Tisch, wurde seitens der Politik aber nie wirklich beachtet (Trending Topics berichtete). „Es müsste eine Rechtsform sein, die wirklich abbildet, dass man nicht daran interessiert ist, seinen Gewinn zu maximieren“, sagt Richter. „Wir wären daran interessiert, so etwas mitzugestalten, weil es absolut überfällig ist.“

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