Maximilian Schirmer

Gründer der Woche: Maximilian Schirmer im Alleingang zum 5-Millionen-Euro-Exit

Maximilian Schirmer, Gründer von tarife.at. © Harald Lachner
Maximilian Schirmer, Gründer von tarife.at. © Harald Lachner

Die Gründerszene Österreichs hat einen neuen Helden: Maximilian Schirmer. Diese Woche hat der Gründer von tarife.at einen Millionen-Exit an das große Vergleichs-Portal Geizhals bekannt gegeben. Mit tarife.at hat er ein projekt groß gemacht, das er im Alter von 16 Jahren begonnen hat und heute monatlich etwa 350.000 Internetnutzern dabei hilft, sich den richtigen Handy-Tarif auzusuchen.

Im Interview mit Trending Topics spricht Schirmer darüber, wie alles begonnen hat, ob er sich manchmal als Single-Unternehmer einen Co-Founder gewünscht hätte und ob er er sich jetzt vorstellen kann, Business Angel zu werden.

Trending Topics: Du bist mit deinem Projekt im Alter von 16 gestartet. Wie war das damals?

Maximilian Schirmer: Die Ursprünge waren reiner Zufall. Ich habe, zu Beginn der Sommerferien, von einem Freund einen Video-Lehrgang geschenkt bekommen, der mich interessieren könnte: „Suchmaschinenoptimierung“ von Stefan Fischerländer, einem der Pioniere der SEO-Branche. Danach stand ich vor einem Problem: Ich hatte keine Webseite, um das eben Erlernte auszuprobieren. Als pragmatischer Mensch dachte ich mir: „Du magst Computerspiele. Bastel‘ was über World of Warcraft“. Im Zuge meiner Web-Recherchen bin ich auf ein Video gestoßen, das einem in mitreißender Art erklärt, dass Drupal dafür wohl das Mittel der Wahl sei.

Weil ich gleichzeitig mit WordPress noch ein anderes CMS lernen wollte, baute ich noch eine zweite Webseite, diesmal über WLAN-Router.

2010 wollte ich mir mein erstes Smartphone kaufen. Web-affin wie ich mittlerweile war, suchte ich nach einer Übersicht oder Vergleichsmöglichkeit für Mobilfunk. Und wurde bitter enttäuscht. Also – Drupal Song angeschmissen und selbst gebastelt. 2012 bestand die Möglichkeit, die Domain tarife.at zu kaufen, seitdem läuft alles konsolidiert unter dieser Marke.

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Hättest du dir träumen lassen, dass du deine Firma mal um eine gute Millionensumme verkaufen wirst?

Nein. Einfach, weil es nie der Plan war, sie so groß zu machen, dass sie für irgendjemanden als Käufer interessant sein könnte. Lange Zeit lief es als Hobby-Projekt neben dem Informatikstudium und war ein willkommenes Opfer für Dinge, die ich auf der Uni gelernt und ausprobiert habe. Wirklich Fahrt aufgenommen hat es mit dem Abschluss des Bachelors und der Umgründung in eine GmbH.

Auch danach habe ich die Firma nie mit dem Ziel geführt, daraus einen Firmenverkauf zu machen, sondern immer versucht, den Wert der Firma langfristig zu steigern und sie besser zu machen. Diesen definiere ich aber nicht nur als unternehmerische Kennzahlen, sondern aus Funktionalität, Image, Technik  und Beziehungen zu den Anbietern. Das macht uns aus, darauf habe ich den Fokus gelegt.

Du warst bis zum Schluss 100-Prozent-Eigner der Firma. Hast du Co-Founder in der ganzen Zeit mal vermisst bzw. überlegt, welche an Bord zu holen?

Ernsthaft überlegt, mir nachträglich einen Co-Geschäftsführer an Bord zu holen, nicht. Einen Co-Geschäftsführer vermisst, absolut. Als personell klein aufgestelltes Unternehmen stehst du als Einzelperson zwangsläufig in der Auslage und nimmst vieles persönlich. Jedes Lob, aber auch jede Kritik trifft gleichermaßen die Marke, als auch die Person dahinter. Auch wenn das wohl in den seltensten Fällen die Intention dahinter war. Hier zu lernen, zu differenzieren, war enorm schwierig und ich würde auch nicht behaupten, dass es mir bis heute wirklich gelungen ist.

Ich habe mir in den letzten Jahren sehr oft einen Co. gewünscht. Einerseits, weil du jemanden hast, um über Probleme zu sprechen oder deine Entscheidungen anzuzweifeln, aber ganz massiv, weil es die Bedeutung von dir als Person reduziert. Das hätte mir so einige schlaflose Nächte erspart.

Du hast auch nie Investoren an Bord geholt und alles aus dem eigenen Cashflow finanziert. Die richtige Entscheidung?

Absolut, wobei ich das nicht verallgemeinern würde. Wer auf Druck wachsen muss, etwa weil der Mitbewerb zu stark wird oder um eine kritische Masse zu erreichen, kann sich diesen Luxus nicht leisten.

2012, als tarife.at gegründet wurde, war der Wachstumsdruck deutlich niedriger als heute. Ich konnte das notwendige Investitionsvolumen noch dadurch gering halten, dass ich mir sehr viel selbst angeeignet habe. Das funktioniert in der IT zugegeben relativ einfach.

Du hast sehr jung gegründet – empfiehlst du das anderen Anfang 20 heute auch? Oder gibt’s auch einen Warnhinweis?

Mir missfällt der Trend, dass Unternehmertum dermaßen glorifiziert wird, dass man mittlerweile rein für den Selbstzweck, Unternehmer zu sein, gründet. Wenn junge Erwachsene auf Druck überlegen, womit sie sich selbständig machen könnten, wird das selten ein gutes Ende nehmen.

Wer eine gute Idee hat, und sich zutraut, es entweder selbst umzusetzen; oder sich die richtigen Partner ins Boot zu holen, wird sich ewig in den Hintern beißen, wenn er es nicht versucht hat. Egal, ob er 20, 40 oder älter ist. Mit 20 hat man im Regelfall noch ein kleines wirtschaftliches Auffangnetz in der Familie. Mit 2 Kindern und einer Hypothek aufs Haus den Brotberuf zu kündigen und All-In ein Startup zu gründen, ist eine ganz andere Herausforderung.

Jedes Alter hat seine Vor- und Nachteile. Die fehlende Lebenserfahrung konnte ich durch das Mehr an Zeit und einen vielleicht jugendlichen Pragmatismus ausgleichen, den viele in der Branche durchaus zu schätzen wussten.

Du hast jetzt das nötige Kapital, um dich selbst an Startups zu beteiligen. Bock, Business Angel zu werden?

Früher oder später sicherlich. Ich sehe meine Rolle aber weniger als Kapitalgeber, davon haben unzählige Investoren sehr, sehr viel mehr und können ihr Risiko besser streuen. Mein größtes Asset ist auch in Zukunft hoffentlich mein Köpfchen und damit die Erfahrung sowie Kontakte. Unternehmer dabei zu unterstützen, digitale Geschäftsmodelle zu planen und möglichst wenig Geld zu versenken, hat schon einen großen Reiz. Oftmals braucht es auch nur einen kleinen Stupser oder einen anderen Blickwinkel. Und ich stupse sehr gerne.

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