Zukunft

Marc Andreessen: „Kernreaktoren bauen, um die Klimakrise zu lösen“

Marc Andreessen. © Photo by Steve Jennings/Getty Images for TechCrunch (CC BY 2.0)
Marc Andreessen. © Photo by Steve Jennings/Getty Images for TechCrunch (CC BY 2.0)

„Während ich dies schreibe, hat New York City einen verzweifelten Call für Regenponchos als medizinische Kittel gemacht. Regenponchos! Im Jahr 2020! In Amerika!“ Der berühmte Silicon-Valley-Investor Marc Andreessen ist mindestens enttäuscht, wohl eher entsetzt, was da gerade in den USA, nein, eigentlich in der ganzen westlichen Welt, abgeht. Jede westliche Institution sei vollkommen unvorbereitet auf die Corona-Pandemie gewesen, und er müsse nun dabei zusehen, wie der USA Betten auf der Intensivstation, medizinische Masken, Beatmungsgeräte und sogar Wattestäbchen ausgehen.

„In den USA sind wir nicht einmal in der Lage, den Menschen und Unternehmen, die es brauchen, das Rettungsgeld des Staates zukommen zu lassen. Dutzende Millionen von entlassenen Arbeitern und ihren Familien und viele Millionen von Kleinunternehmen befinden sich jetzt in ernsten Schwierigkeiten, und wir haben keine direkte Methode, ihnen Geld ohne potenziell katastrophale Verzögerungen zu überweisen“, schreibt Andreessen aktuell in einem Kommentar. Der Risikokapitalgeber, der gemeinsam mit Ben Horowitz Andreessen Horowitz gründete und eines der beeindruckendsten Portfolios der Startup- und Tech-Welt aufgebaut hat, ist einer, dem gerne zugehört wird.

„Es ist Zeit zu Bauen“

Dass er nun über die Unfähigkeit der USA, dringend notwendige Produkte und Services produzieren zu können, herzieht, ist bemerkenswert. Bildungssystem, Transport, Industrie, Städte – viele wesentliche gesellschaftliche Bereiche hätten keine Antwort auf die Krise. Schuld sei unsere „fehlende Bereitschaft“ zu Produzieren, zu Bauen, zu Kreieren. Man sehe das in der ganzen westlichen Welt, aber speziell in den USA. „Als die Produzenten von HBO’s „Westworld“ die amerikanische Stadt der Zukunft porträtieren wollten, drehten sie nicht in Seattle oder Los Angeles oder Austin – sie gingen nach Singapur“, ätzt Andreessen. China, der neue Erzfeind der USA, traut er sich nicht anzuführen.

Wie könnte die USA nun diese Krise überwinden? „It’s time to build“, fordert Andressen. Man müsse nun massiv investieren, um wieder zu bauen – Wolkenkratzer, gigantische vernetzte Fabriken, und ja, auch Atomreaktoren will Andreessen am liebsten bauen lassen. „Ich denke, mit dem Bauen können wir den amerikanischen Traum neu beleben. Die Dinge, die wir in großen Mengen bauen, wie Computer und Fernseher, werden schnell im Preis sinken. Die Dinge, die wir nicht bauen, wie Wohnungen, Schulen und Krankenhäuser, schießen im Preis in die Höhe.“

Atomkraft findet immer mehr Unterstützer

Schulen, Krankenhäuser, Fabriken, klar – warum aber nun Atomreaktoren? „Lösen wir die Klimakrise, indem wir bauen“, sagt Andreessen. „Energieexperten sagen, dass die gesamte Kohlenstoff-basierte Stromerzeugung auf dem Planeten durch ein paar tausend neue, emissionsfreie Kernreaktoren ersetzt werden könnte, also lassen Sie uns diese bauen.“ Dass gerade dieser Appell kontrovers ist, weiß Andreessen – deswegen ist er wohlweislich auf Kritik gefasst und fragt den Leser auch gleich, welche Ideen er denn hätte, was nun gebaut werden sollte.

Die Idee, dass man den Ausstieg aus fossilen Energieträgern nur mit Hilfe von Atomkraft schaffen kann, um die benötigte Menge an Strom zu erzeugen, ist im Zuge der Debatte rund um die Klimakrise wieder in den Vordergrund getreten. Während in Mitteleuropa (v.a. in Deutschland und Österreich) diese Idee auf sehr viel Widerstand stößt, ist sie andernorts durchaus akzeptiert. In Tschechien, Großbritannien oder Finnland werden neue Atomkraftwerke gebaut, genauso wie in China. Nun, indem auch Marc Andreessen für sie plädiert, bekommen die Kernkraft nun Unterstützung aus einer neuen Ecke.

‚Fridays for Future‘-Generation eher unkritisch

Österreich ist währenddessen einer der vehementesten Gegner von Atomkraft. Das Land hatte etwa auf EU-Ebene geklagt, dass die Förderungen mit britischem Steuergeld für den Neubau von zwei Atomreaktoren in Hinkley Point ein Bruch des Wettbewerbsrechts im europäischen Binnenmarkt seien (wurde vom EuGH abgelehnt). Auch gegen Atomkraftwerke in Tschechien oder der Slowakei wird seitens Österreich immer wieder gewettert.

79 Prozent der Österreicher bezeichnen sich als Atomkraftgegner, allerdings zeigen Umfragen auch, dass 33 Prozent der jungen Männer mittlerweile Befürworter sind. Die heutige ‚Fridays for Future‘-Generation zeigt sich über weite Strecken unkritisch gegenüber der Nutzung von Atomkraft zur Klimarettung, hat eine Umfrage von market für die Initiative „atomstopp_oberoesterreich“ ergeben, die erst vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde.

Währenddessen wurde erst wieder Ende April an die verheerende Katastrophe in Tschernobyl 1986 erinnert. Die Explosion im damaligen sowjetischen Atomkraftwerk am 26. April 1986 hatte die bisher größte Nuklearkatastrophe in der zivilen Nutzung der Kernkraft zur Folge. Es gab Tausende Tote und Verletzte, zehntausende Menschen wurden zwangsumgesiedelt, ganze Landstriche um die Atomruine mussten wegen Verstrahlung gesperrt werden.

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