Smart City, Mobility und AI

Indien startet globale Startup-Initiative und setzt auch auf Österreich

Bengalore/Indien © Gerald Reischl
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Bangalore ist als der Technologie-Hotspot Indiens bekannt, gilt als Zentrum der Luft- und Raumfahrtindustrie und ist Forschungs-Hochburg: Es gibt 400 Forschungszentren in der Stadt, jeder zweite Forscher arbeitet in Bangalore, so gut wie jeder bekannte IT-Konzern hat in der 12-Millionen-Metropole eine Niederlassung und heimische Unternehmen wie etwa Austrian Airlines oder die Erste Bank lassen seit Jahren schon gewisse IT-Leistungen von dort ansässigen Unternehmen erledigen. 4500 IT-Firmen zählt man in Bangalore, zwei Millionen Menschen arbeiten direkt in diesen Unternehmen, rechnet man die Zulieferer dazu, sind es gar 4,5 Millionen Menschen.

Startup-Warehouse „10.000Startups-com“ in Bangalore/Indien © Gerald Reischl

Das Silicon Valley Indiens

„Wir wollen das Silicon Valley Indiens werden“, sagt die Präsidentin der Industriellenvereinigung Bangalores, Panhajam Srideni. Einen Satz, den man – in abgewandelter Form (man ersetze Indien durch ein x-beliebiges Land) – schon (zu) oft gehört hat. Tatsache ist aber, dass von Bangalore aus eine Startup-Initiative gestartet wurde, die in den kommenden Jahren nicht nur ganz Indien erfassen soll, sondern mit der Indien zu China aufschließen und auf dem internationalen Startup-Parkett mitspielen will.

Im internationalen Ranking der besten Startup-Ökosysteme rangiert Bangalore auf dem 20. Platz, gilt nach Berlin als das am schnellst wachsende Startup-System und hat mit einem Durchschnittsalter von 29 Jahren die jüngsten Unternehmer; im Silicon Valley beträgt das Durchschnittsalter 36 Jahre. Dort zählt man übrigens 120.000 Startups, pro Tag werden im Valley statistisch gesehen 47 neue Startups gegründet.

Jedes Startup bleibt 12 Monate im Accelerator © Gerald Reischl

Der Hackccelerator

Die Startup-Welle soll von Bangalore ausgehen, wo es mittlerweile nicht weniger als 140 Acceleratoren gibt. Der größte heißt „10.000 Startups“, wurde vor vier Jahren von der Vereinigung von IT-Unternehmen „Nasscom“ gestartet und hat mittlerweile in zehn indischen Städten eine Niederlassung. Ziel des Startup-Warehouse und Hackccelerators: in den kommenden zehn Jahren 10.000 indische Tech-Startups zu finden. Ein Ziel, das ob 1,3 Milliarden Indern, ein leichtes sein sollte, aber laut 10.000-Startups-Direktorin Kritika M gibt es derzeit im ganzen Land nur 7700 Tech-Startups.

Startup-Warehouse in Bengalore/Indien
© Gerald Reischl

Das 10.000-Startups-Programm läuft seit 2013, 5000 Startups gingen schon durch das Programm, für 327 fand man Investoren. Der große Rest arbeitet so vor sich hin oder ist bereits wieder Geschichte. „Uns ist aufgefallen, dass die Startup-Gründer früher zwischen 23 bis 26 Jahre alt waren“, sagt Kritika M. „Jetzt beträgt das Durchschnittsalter zwischen 38 und 54 Jahren.“ Die Startups lernen, dass es Sinn macht, Ältere und Erfahrene im Team zu haben, die mit ihrem Netzwerk punkten können und die auch noch Vertrauen bei den Investoren genießen. Kritika M: „Mit einem Älteren an Bord, kommt man leichter zu einem Funding.“

Bengalore/Indien
© Gerald Reischl

Für das Startup-Programm bewirbt man sich online, eine Jury entscheidet dann, ob man zu einem monatlichen Demo Day eingeladen wird. Bis zu 15 Startups werden monatlich in das Programm, das ein Jahr dauert, aufgenommen. „Wir nehmen keine Anteile, aber jedes Startup muss pro Mitarbeiter 60 Dollar pro Monat zahlen“, sagt Kritika M. Maximal 12 Mitarbeiter dürfen sich im Startup-Warehouse einquartieren.

Konzern-Aktivitäten

Parallel zu den offiziellen Acceleratoren, die rein auf indische Startups abzielen, gibt es auch einige Konzerne mit eigenen Startup-Initiativen. So etwa der bekannte „Gemischtwarenkonzern“ Tata (Tata Consultancy Services) – in den Bereichen Gesundheit, Telekommunikation, Auto (Tata ist u.a. Eigentümer von Jaguar und Landrover), Food, Robotik, Drohnen etc. kooperiert der 600.000-Mitarbeiter-Konzern mit internationalen Startups, die sie entweder bei internationalen Startup-Events wie etwa Slash finden oder von denen sie kontaktiert werden. Auch Infosys– 200.000 Mitarbeiter weltweit – kooperiert mit internationalen Startups und will die Suche nach jungen Unternehmen forcieren. „Indien sucht den Anschluss ans internationale Startup-Parkett“, sagt Raj Kumar Srivastara vom Forschungsrat Karnatakas. „Wer mit uns zusammen arbeiten will, soll uns kontaktieren.“

„Rechtzeitig vor Ort sein“

„Indien ist der am schnellsten wachsende Markt und wird China bald überholen“, sagt der Vorsitzende des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), Hannes Androsch, der als Industrieller schon seit knapp 20 Jahren mit einem Werk von AT&S in Indien engagiert ist. „Indien ist ein aufstrebendes Land, ein Teil der globalen Bedeutungsverschiebung weg vom Atlantik hin zum indo-pazifischen Raum. Es wird in den kommenden Jahren Wachstumsraten von sieben bis acht Prozent geben. Da muss man rechtzeitig hier sein und die Möglichkeiten nutzen“.

Beim ersten Indian Austrian R&D-Talk einigte man sich auf erste Kooperationsgespräche © AIT

AIT als „Türöffner für österreichische Unternehmen“

Da österreichische Forscher und Startups vom Aufstieg Indiens profitieren sollen, ist eine engere wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Österreich und Indien geplant. Das Austrian Institute of Technology (AIT), Indian Institute of Science (IISc) und die Außenwirtschaft Austria bereiten eine großangelegte Kooperation in Sachen Forschung vor. Wie die konkret funktionieren kann, soll in zwei Workshops in den beiden Ländern geklärt werden.  „Man braucht hinreichend viele Gemeinsamkeiten, muss aber gleichzeitig komplementär aufgestellt sein, um eine Win-Win-Situation zu erzeugen“, sagt AIT-Chef Wolfgang Knoll. Organisatorisch soll das „Zwei-Plus-Zwei-Modell“ der Max-Planck-Gesellschaft Vorbild sein, bei dem nicht nur zwei wissenschaftliche Institutionen kooperieren, sondern von Anfang an auch zwei Unternehmen mit an Bord sind. Knoll sieht hier das AIT als „Türöffner für österreichische Unternehmen“.

Österreichisches Know-how gefragt

Die Fachgebiete sind durchaus welche, die österreichische Unternehmen und Startups interessieren könnten, da sich diese bereits länger mit den gefragten Bereichen befassen: Indien sucht Know-how bei der Stadtentwicklung, Mobilität, Künstliche Intelligenz und Internet of Things. Speziell für diese Themen dürfte der Zeitpunkt für Kooperationen günstig sein: So hat Indien 2015 eine mit 35 Mrd. US-Dollar (28,09 Mrd. Euro) ausgestattete Initiative für die Etablierung von 100 Smart Cities gestartet, wobei man sich auf die drei Bereiche Abfallwirtschaft, Mobilität und E-Goverment konzentriert. Bereits jetzt leben 30 Prozent der 1,3 Mrd. Einwohner Indiens in Städten, im Jahr 2030 sollen es schon 600 Mio. sein. Doch anders als in Europa, wo es analoge Kataster gibt, aus denen sich Wasserleitungen, Kanal oder Stromleitung auslesen lassen, fehlen in den meisten Städten diese Daten und müssen erst aufwändig erstellt werden. Auch die Definition von „smart“ ist durchaus differenziert zu betrachten. „In Indien ist bereits ein Fahrradweg Teil einer Smart City“, so der Handelsdelegierte der Wirtschaftskammer in Indien, Oskar Andesner. Ad Mobilität hat Indien ebenso große Pläne: Obwohl heute noch fast ein Viertel der Inder ohne Strom lebt, hat die Regierung von Ministerpräsident Narendra Modi im Vorjahr das Ziel ausgeben, den Verkehr mit 2030 komplett auf Elektroantrieb umzustellen.

Indien ist Thema in Alpbach

Indien hat viele Herausforderungen zu bewältigen, soll das Ziel, an China aufzuschließen, erreicht werden. Helfen sollen dabei internationale Kooperationen. Wie die funktionieren könnte, wird heuer in Alpbach diskutiert; bei den Technologiegesprächen im August steht Indien als eines der Themen auf dem Kongressplan. Und Vertreter der indischen Regierung haben ebenso wie Konzerne und Studenten ihr Kommen angesagt.

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