Interview

Insekten sollen Fleisch ersetzen. Doch Gesetze und hohe Preise bremsen.

„Insekten schmecken großartig“, sagt Christoph Thomann. Der Mitgründer des Startups Zirp muss es wissen, denn dem Jungunternehmen ist es sogar gelungen, Würmer und Heuschrecken in das Supermarktregal zu stellen. Beim Erstversuch mit einer großen Handelskette in Österreich waren die ungewürzten Insekten prompt am nächsten Tag ausverkauft. Und das obwohl den Zirp-Gründern Thomann und Simon Hagleitner bewusst ist, dass viele Menschen denken, dass Insekten ekelhaft sind.

In der EU stehen einige Zeichen auf die weitere Verbreitung von Insekten als Nahrungsmittel. Sie gelten als sehr effizient Fleischersatz und Proteinquelle. Einer UN-Studie zufolge benötigen Insekten nur zwei kg an Futter, um ein Kilo essbares Gewicht zu erzeugen. Zum Vergleich: Schweine verzehren die vierfache, Rinder gar die zwölffache Menge an Futtermittel. Seit dem 1. Jänner 2018 gilt eine neue EU-Verordnung zu „Novel Foods“. Ihr zufolge gelten Insekten als „neuartige Lebensmittel“ und werden EU-weit reguliert.

Nussig, knusprig und gut für die Umwelt

Die Vorteile von Insekten sind schnell aufgezählt: „Insekten sind good for the planet und noch viel wichtiger: good for you“, sagt Thomann. „Insekten sind für den Menschen das bestverträglichste tierische Protein“. Und die Zucht sei besonders Ressourcen-schonend und verbrauche im Vergleich zur Rinderzucht kaum Wasser. „Insekten haben einen relativ neutralen Geschmack. Sie sind leicht nussig und knusprig“, beschreibt Hagleitner. Zirp bietet sie vor allem als Knabber-Snack in kleinen bunten Kartonschachteln an. Und falls neutral bis nussig nicht genügt, gibt es die Heuschrecken und Buffalowürmer auch gewürzt.

In Österreich keine verarbeiteten Insekten erlaubt

Um aus der Nische zu kommen, wollen die beiden Gründer die Insekten verarbeiten und andere Lebensmittel damit anreichern – Proteinriegel, Nudeln oder sogar Burger-Patties. „Darin sehen wir die Zukunft, denn da ist es leichter, über den eigenen Schatten zu springen“, meint Hagleitner. In Österreich machen ihnen die Behörden allerdings einen Strich durch die Rechnung, da sie fürchten, Konsumenten könnten getäuscht werden. Während die Insekten etwa in den Niederlanden auch als Mehl verkauft werden dürfen, dürfen sie hierzulande nur als ganzes Insekt als Lebensmittel vertrieben werden.

Thomann ist zuversichtlich, dass sich das spätestens mit dem Inkrafttreten der einheitlichen „Novel Food“-Verordnung der EU ändern wird. Noch können EU-Mitgliedsstaaten selbst entscheiden, in wie weit Novel Foods zugelassen sind.  Und bis dahin soll Zirp mit diesen Produkten eben andere Märkte erobern, wo verarbeitete Insekten zugelassen sind – in Deutschland sei man schon in intensiven Gesprächen.

Ethische Proteinquelle für Veganer

Insekten, so glauben die Zirp-Gründer, sind sogar für Veganer interessant. Dort könnten sie nämlich als ethisch vertretbare Quelle für tierisches Protein dienen. „Insekten haben nach dem jetzigen Stand kein Schmerzempfinden“, erklärt Thomann. Und die „Schlachtung“ sei der Natur nachempfunden. Denn die meisten Insekten sterben in der Natur, wenn es im Winter kalt wird. In Zuchtfarmen werden die Würmer und Heuschrecken zur Tötung eingefroren.

Zirp bezieht die Heuschrecken von einer Zucht in Vorarlberg, wo sie in Regalen voller Boxen heranwachsen. Noch sind Heuschrecken teuer – Zirp bezahlt 300 Euro pro Kilogramm. Die Gründer sind aber zuversichtlich, dass der Preis sinken wird, wenn die Nachfrage wächst und die Produktion steigt. Weil den beiden Regionalität wichtig ist, werden sie die Würmer bald in Wien beziehen können – hier entsteht nämlich unter dem Titel „Wiener Wurm“ eine entsprechende Farm.

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