Datenanalyse

Berichte über Flüchtlinge: Von der Willkommenskultur auf Facebook ist nicht viel übrig geblieben

© Montecruz Foto/Flickr (CC BY-SA 2.0)
© Montecruz Foto/Flickr (CC BY-SA 2.0)

Was Montagabend am Westbahnhof mit Hunderten Flüchtlingen passiert ist, macht Mut“, lautete der Artikel des Onlineportals Vice, der am 31. August 2015 erschien – veröffentlicht nur ­wenige Stunden nach dem Lokalaugenschein der Autorin Hanna Herbst, die die am Westbahnhof ankommenden Züge voller Flüchtlinge auf der Durchreise nach Deutschland besuchte. Der Artikel ging auf Facebook durch die Decke: Alleine in der selben Nacht erhielt er so hohen Zuspruch auf Facebook, dass er in den monatlich auf TrendingTopics.at veröffentlichten Social News Charts Platz vier der im August meist geteilten Berichte schaffte. Fast 20.000 Mal klickten Social-Media-Nutzer auf „Like“, „Share“ oder „Retweet“. Ein halbes Jahr später, das zeigt die Analyse des oberösterreichischen Start-ups Story­clash, sieht die Angelegenheit komplett anders aus.

Im Jänner 2016 war der Artikel „Weil der Staat versagt: In Deutschland formieren sich erste Bürgerwehren“ von der FPÖ-nahen, rechtspopulistischen Webseite unzensuriert.at jener, der auf Facebook die meisten Shares bekam. Mehr als 17.000 Mal wurde er von Facebook-Nutzern mit einem Klick auf „Teilen“ an die „Freunde“ weitergeleitet, insgesamt wurde mit dem Beitrag mehr als 77.000 Mal interagiert (Kommentare, Likes, et cetera).

Vom Sommer in den Winter

Die beiden Artikel von Vice und unzensuriert.at stehen stellvertretend für einen großen Trend, der sich in den letzten Monaten auf Facebook abspielte und die Stimmungslage in Österreich gut wiederspiegelt: Die Willkommenskultur, die man an vor allem an den großen Wiener Bahnhöfen spürte, ist gewichen, bei vielen Social-Network-Nutzern herrscht eine ablehnende Haltung vor, was das Flüchtlingsthema angeht.

Das Start-up Storyclash, das die ­Facebook-Interaktionen der Artikel aller großen österreichischen Onlinemedien und Blogs trackt, hat nun eine Analyse veröffentlicht, die diesen Stimmungswandel zeigt:

© Storyclash
© Storyclash
© Storyclash
© Storyclash
© Storyclash
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Haben im Juni, Juli und August des Vorjahres noch jene Artikel mit einer positiven Konnotation bezüglich dem Flüchtlingsthema die meisten Likes und Shares erhalten, hat sich das Blatt ­gewendet. Seit September 2015 erhalten die Berichte, die eine eher negative Konnotation beim Flüchtlingsthema hatten, mehr Zuspruch und damit Reichweite auf Facebook. Den vorläufig größten Peak erreichten sie im Jänner (zum Beispiel „Weibliche Gäste begrapscht: Erste Bar erteilt nun allen Asylwerbern Lokalverbot“, „Schüler wollte Mädchen vor sexuellen Angriffen schützen: 14-jähriger Flüchtling ersticht ihn“).

Gefährlich an der Verbreitung von reißerischen und manchmal falschen Berichten über angebliche Misse­taten von Flüchtlingen (zuletzt etwa der falsche Bericht über Flüchtlinge in einer Frauensauna in Krems) ist, dass sie sich ungefiltert in sozialen Netzwerken verbreiten können und gerne von einschlägigen Facebook-Seiten im Sinne ihrer Propaganda gegen Flüchtlinge instrumentalisiert werden.

Storyclash im Newsroom

Solche und andere Analysen über die Verbreitung von Medienberichten in sozialen Netzwerken werden in österreichischen und deutschen Redaktionen künftig möglicherweise öfters gemacht. Die Software von Storyclash wird mittlerweile anderem bei kurier.at, krone.at, oe24.at, heute.at, sueddeutsche.de, heftig.co und Vice eingesetzt.

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