Übernahme

Milliarden-Deal: Warum Dr. Oetker sich flaschenpost.de um ziemlich viel Geld schnappt

Vorstand von flaschenpost.de. © flaschenpost.de
Vorstand von flaschenpost.de. © flaschenpost.de

Zustellung in 120 Minuten, keine Liefergebühr und die Sache mit dem Pfand wird auch noch geregelt: Wer in Deutschland gerne kistenweise Getränke kauft (von Mineralwasser über Limonade bis zu Bier), der schleppt sie heute oft nicht mehr selbst aus dem Supermarkt nach Hause, sondern lässt sie sich liefern. Und zwar von flaschenpost.de- Das 2016 gegründete Startup ist in wenigen Jahren auf rund 7.000 Mitarbeiter an 23 Standorten angewachsen und liefert täglich eigenen Angaben zufolge 100.000 Kisten aus.

Nun hat das Unternehmen aus dem westfälischen Münster, das von Dieter Büchl gegründet wurde, einen neuen Eigentümer. Das Lebensmittelunternehmen Dr. Oetker, bekannt für Pizza und Pudding, lässt es sich eine satte Milliarde Euro kosten, um flaschenpost.de zu übernehmen. Das berichten deutsche-startups.de und  OMR. Am Montag soll noch die offizielle Bestätigung seitens Dr. Oetker folgen. Mit Durstexpress hat der deutsche Konzern bereits versucht, einen „FlaPo“-Klon groß zu machen.

Dass die Oetker-Gruppe Appetit auf Online-Shops hat, zeigte der deutsche Konzern dieses Jahr bereits. So wurde im Sommer die bereits bestehende Minderheitsbeteiligung (49 Prozent) an der InterNestor GmbH, dem europäischen Marktführer für individualisierbare Fototorten, auf 100 Prozent aufgestockt. Unter deineTorte.de findet sich ein Tortenkonfigurator, pro Woche werden auf dem Weg tausende Torten in fünf Ländern verkauft.

Viel Umsatz, aber hohe Kosten

Wie passen die beiden Unternehmen zusammen, und lässt sich mit der Lieferung von Getränkekisten überhaupt viel Geld verdienen? Das junge Unternehmen hat der Branche gezeigt, dass das geht. Im Oktober 2020 alleine soll die Firma einen Umsatz von 27 Millionen Euro gemacht haben, aufs Jahr gerechnet wären das mehr als 300 Millionen Euro. Dr. Oetker hat also das Drei- bis Vierfache des Jahresumsatzes gezahlt und nimmt zusätzlich noch in Kauf, dass die vier Jahre alte Firma pro Monat noch einen negativen Cashflow von 2,5 Millionen Euro ausweist.

Doch das Wachstumspotenzial erscheint groß. Während dem Jahr 2020 konnte flaschenpost.de weiter stark wachsen und hat auch damit angefangen, Obst, Gemüse, Konserven, Hygieneartikel, Bürobedarf und vieles mehr ins Sortiment aufzunehmen – also im Prinzip alles, was man sonst auch im Supermarkt bekommt. Außerdem hat es das Unternehmen geschafft, eigene Bier- und Wassermarken zu etablieren, die mittlerweile 15 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Dr. Oetker sieht darin wohl die Chance, einen neuen Vertriebskanal für die eigenen Produkte zu eröffnen und nicht mehr von den durch Rabattschlachten dominierten Supermarktketten abhängig zu sein.

Eine Idee, die zu gut funktioniert

Das ist dem 130 Jahre alten Konzern aus Bielefeld in Nordrhein-Westfalen nun sehr viel Geld wert. Wie so oft war es anfangs gar nicht klar, dass flaschenpost.de jemals ein Geschäft wird. Gründer Büchl war früher eigentlich ein Versandspezialist für Druckerpatronen, der sich eines Tages fragte, warum man immer noch Getränkekisten nach Hause schleppen muss. Doch aus der Branche hieß es, dass sich das nicht rechne – zu teuer, zu personalintensiv, hieß es. 2014 ging Büchl mit seiner Idee trotzdem an den Start, und siehe da – sie war sogar zu erfolgreich. Das Startup wurde mit Aufträgen überhäuft und kam mit den Auslieferungen nicht mehr nach – zum Ärger der Kunden.

Büchl brach ab, um die Fehler zu analysieren, und ging in Münster 2016 noch einmal an den Start. Die Nachfrage schoss wieder nach oben, und in einigen Städten wie Köln und Hamburg kämpfte flaschenpost.de wieder damit, die Aufträge erfüllen zu können. In Köln etwa musste erst mal ein zweites Lager auf der anderen Seite des Rhein eingerichtet werden, um den oft dichten Verkehr über die Brücken umgehen zu können.

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