Hintergrund

2 Jahre IPO: Wie Dynatrace es schaffte, KEIN Konzern zu werden

© Dynatrace
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Es ist genau zwei Jahre her: Das 2005 in Linz gegründete Software-Unternehmen Dynatrace absolvierte seinen Börsengang. Und hat seine Shareholder in den vergangenen 24 Monaten meistens zufriedengestellt. Nach einigen durchwachsenen Monaten ging es so richtig los mit dem Börsenkurs. Seit März 2020, also dem Anbruch der weltweiten Lockdowns, zeigt der Kurs steil nach oben, etwa 170 Prozent legte er seither zu. Dynatrace ist mittlerweile mehr als 18 Milliarden Dollar wert und verweist in seinem Spezialgebiet des „Application Performance Monitoring“ (APM) Größen wie Microsoft, Cisco, IBM, Oracle oder SolarWinds auf die Plätze.

„Das Marktumfeld muss immer passen, sonst kann man nie erfolgreich sein. Die Markt- und Technologie-Trends sprechen für uns, am Ende geht es um digitale Transformation“, sagt Dynatrace-Gründer und CTO Bernd Greifeneder im Gespräch mit Trending Topics. Nur mehr mit APM kann man Dynatrace nicht mehr beschreiben, mittlerweile bietet sie auch Module für Infrastruktur-Monitoring, Cyber-Security und Cloud-Automatisierung an. „Man muss seine Firma und Produkte so alle sieben Jahre neu erfinden. Wir haben das schon einmal gemacht und sind auch wieder mittendrin. Man darf nie aufhören sich zu verändern. Man darf sich nie ausruhen – außer vielleicht nach dem Tag der Feier des IPO.“

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„Ich hatte vor dem IPO Riesenpanik“

Veränderung als einzige Konstante, Greifeneder kennt das wie kaum ein anderer. Als er in den 1990ern unternehmerisch startete, war eine Firma mit fünf Mitarbeitern und Software, die sich um 50.000 Euro verkaufen lässt, der Traum. Heute arbeiten mehr als 1.000 Mitarbeiter im Entwicklungs-Team, um langfristige Ziele zu erreichen, sind in einigen Jahren 3.000 nötig. Der Umsatz des Milliardenunternehmens lag im letzten Geschäftsquartal bei 210 Mio. Dollar, der Gewinn nach Steuern bei 21 Mio. Dollar. Noch ein wenig Wachstum, und Dynatrace gehört weltweit zu den Top 50 Software-Unternehmen nach Börsenwert.

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Doch am Standort Linz mit hochmodernem Hauptquartier sollen immer noch die Entwickler und nicht die Finanzer das Sagen haben. „Ich hatte vor dem IPO Riesenpanik, dass wir ein Konzern werden, den Entrepreneurial Spirit zu verlieren und nur mehr für die Finanzabteilung arbeiten“, so Greifeneder. Aus der Historie der Firma heraus (Dynatrace war einige Zeit eine Business Unit eines größeren Konzerns, wurde dann aber wieder daraus herausgelöst) wollte er das aber vermeiden – und führte dazu, inspiriert vom deutschen Unternehmensberater und Ökonom Nils Pfläging, eine neue Regel im Unternehmen ein.

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Das Autonomie-Prinzip

Sie heißt „Autonomy Principle“: „Jeder Mitarbeiter kann jede Entscheidung treffen: Aber: Um diese Entscheidung zu treffen, muss man alle von dieser Entscheidung Betroffenen konsultieren. Das überträgt viel Verantwortung auf den Mitarbeiter und fördert die Kollaboration“, sagt Greifeneder. „Es wäre ein Missverständnis zu glauben, dass man tun und lassen kann, was man will“. Das Autonomie-Prinzip hätte es ermöglicht, dass bessere Entscheidungen als in klassischen hierarchischen Strukturen getroffen werden und Unternehmerkultur greifbar und lebbar ist. Heute sie diese Firmenkultur Grund Nummer 1, um bei Dynatrace zu arbeiten – vor Aufgabe und Gehalt.

Dynatrace gehört heute mehrheitlich nach wie vor dem US-Private-Equity-Riesen Thoma Bravo. Als Teil von Compuware wurde die Linzer Firma an die US-Amerikaner verkauft und dort dann wieder als eigene Firma herausgelöst. „Zur Gründungszeit schon war klar, dass wir in ein globales Umfeld wachsen werden. Eines der teuersten Dinge ist, globalen Vertrieb aufzubauen, und auch bei aller Digitalisierung ist Direktvertrieb notwendig“, sagt Greifeneder. „Um diesen Sprung damals von einer 20-Millionen-Company zu einer 100-Millionen-Company zu schaffen, braucht es eine raschere Expansion. Wir haben entschieden, nicht noch mehr Kapital aufzunehmen, sondern gemeinsam mit einem Unternehmen mit bestehenden Vertriebsstrukturen zu arbeiten.“ Es folgte bald die Verdoppelung der Umsätze, nur das Konzernumfeld war dann die „nicht so angenehme Seite“.

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Wiedergeburt nach dem Exit

Als Dynatrace dann wieder aus dem Compuware-Konzern herausgelöst wurde, war das eine „Wiedergeburt“ – Greifeneder kann mit seiner Firma sowohl Exit als auch IPO vorweisen. „Ob Exit oder IPO – es geht immer drum, dafür zu sorgen, die nächsten Schritte umsetzen zu können. Ich kann nur raten, jeden Tag das Beste für die Kunden zu machen und nie dem Geld hinterher zu laufen“, so der CTO. Auch Einhorn-Status oder nicht warum ihm damals wie heute nicht wichtig. „Ob es jetzt das erste Unicorn ist oder nicht – das wirklich wichtige ist, möglichst viele Menschen auf der Welt mit unserer Software zu erreichen.“

Mit all der geballten Erfahrung aus mehr als zwei Jahrzehnten Software-Business wäre Greifeneder schließlich auch ein bestens geeigneter Business Angel für heimische Startups. Doch nur auf den ersten Blick. „Ich hab das schon gemacht und eine Erkenntnis daraus gewonnen: Das geht bei mir nicht, ich bin einer Macher und kein Consulter.“

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