EU-Datenschutz

WhatsApp-Alternativen: So nutzen österreichische Startups die DSGVO für sich

Der Messenger von Uplink ist bereit für die DSGVO. © Fanation
Der Messenger von Uplink ist bereit für die DSGVO. © Fanation

In den letzten Wochen haben sich viele Firmen über die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) geärgert. Datenschutz ist Fluch und Segen gleichzeitig und kaum etwas macht das so deutlich wie die aktuelle E-Mail-Flut an Newsletter-Bestätigungen. Es war zwar schon nach bisheriger Gesetzeslage notwendig, von Newsletter-Abonnenten ein explizites Opt-In einzuholen, aber sicher ist sicher. Die Strafen bei Verstößen gegen die DSGVO sind bekanntermaßen sehr hoch und so bitten zahllose Unternehmen ihre Abonnenten um erneute Bestätigung – anderenfalls würde man am Tag des Inkrafttretens der Verordnung von der Liste gelöscht. Diese Firmen werden sich am 25. Mai wohl über eine stark verkürzte Mailingliste ärgern, während gleichzeitig zahllose Nutzer über einen aufgeräumten Posteingang jubeln.

So einfach, dass die DSGVO Nutzer freut und Firmen ärgert, ist die Lage aber nicht. Die starken Datenschutzregeln sind für Europa eine große Chance, in einem äußerst wichtigen IT-Thema die internationale Vorreiterrolle einzunehmen. Europäische Startups müssen sich nicht gleich auf ein besseres Facebook stürzen, die Revolution beginnt wie immer in Nischen. Zum Beispiel bei Messengern.

WhatsApp hat auf Firmenhandys keine Zukunft

WhatsApp verstößt gleich in mehrfacher Hinsicht gegen die DSGVO. Damit sich WhatsApp möglichst nahtlos am eigenen Smartphone verwenden lässt, gleicht der Dienst regelmäßig das gesamte Adressbuch mit den Servern von WhatsApp ab. „Dafür ist aber eine schriftliche Zustimmungserklärung aller Kontaktpersonen aus dem eigenen Telefon-Adressbuch notwendig“, erklärt Mario Kraml von dem Linzer Startup fanation. Seit kurzem gibt es ein weiteres Problem: WhatsApp überträgt persönliche Daten nicht einfach nur in die USA, sondern teilt sie auch mit dem Mutterkonzern Facebook. Spätestens jetzt sollte also allen Firmen klar sein, dass der Einsatz von WhatsApp auf Firmenhandys keine Zukunft haben kann.

„Firmen suchen händeringend nach Lösungen“

Für Kramls Firma ist das eine große Chance. Fanation bietet mit Uplink eine Lösung für die interne Firmenkommunikation an und positioniert sich ganz bewusst als datenschutzrechtlich sichere Alternative zu WhatsApp und Co. „Firmen suchen händeringend nach Lösungen“, sagt Kraml im Gespräch mit Trending Topics. Uplink läuft über den Server der jeweiligen Firma, die dadurch die Kontrolle über alle Daten behält. Die Software ist eine umfassende Kommunikationslösung, die auch Mitarbeitermagazine bietet, aber eben auch einen Messenger. Will man über den Messenger auch mit Kunden kommunizieren, kann man für sie einen Account anlegen. „Sinnvoll ist das vor allem im B2B-Bereich“, so Kraml.

In eine ganz ähnliche Kerbe schlägt das Wiener Startup Grape. Auch deren Messenger kann über den eigenen Firmenserver laufen. „Mit WhatsApp können Unternehmen die Kontrolle über ihre Daten verlieren und sie im Bedarfsfall weder löschen noch korrigieren“, sagt CMO Daniel Kauss. „Business Messenger wie Grape hingegen bieten mit Mobile Device Management (MDM) die Möglichkeit die Messenger App auf Firmen-Smartphones zentral zu konfigurieren oder im Bedarfsfall sogar zu löschen“.

Swync nutzt die DSGVO auch im Marketing

Ebenfalls aus Linz kommt swync, die gleich eine Alternative für das Adressbuch an sich anbieten. Ist ein Kontakt selbst bei swync, kann er seine Kontaktdaten einfach aktualisieren und die Änderungen werden synchronisiert. Der Haken: Derzeit hat swync nur rund 4.000 Nutzer – immerhin 1.000 mehr als noch vor zwei Monaten. „Die Hoffnung ist, dass Business-Nutzer durch die neue Datenschutzverordnung verstärkt Kontakte zu swync einladen“, sagt Geschäftsführer Benedikt Aichinger. Um auf sich aufmerksam zu machen, hat swync die DSGVO auch im Marketing stark genutzt.

Seit Februar bietet swync einen kostenlosen DSGVO-Service an: Unternehmen beantworten einige Fragen wie „Zu welchen Personenkategorien verarbeitest du Daten?“ oder „Wie lange speicherst du die Daten?“. Auf Basis der Angaben erzeugt swync automatisch ein Verarbeitungsverzeichnis und eine Datenschutzinformation. „Etwa 300 Unternehmen haben diesen Service genutzt“, sagt Aichinger.

Auch für kleine Firmen gibt es Alternativen

Business-Lösungen wie Uplink oder Grape sind allerdings erst ab einer gewissen Firmengröße interessant. „Unsere Kunden sind in der Regel Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern“, sagt Kraml. Aber auch für kleinere Firmen gibt es sichere WhatsApp-Alternativen. Threema zum Beispiel hat seine Server in der Schweiz stehen und speichert dort kaum Nutzerdaten. Anders als bei WhatsApp wird das Adressbuch nicht an Threema übertragen.

Der Messenger Signal  ist wahrscheinlich die einzige WhatsApp-Alternative aus den USA, die die Anforderungen der DSGVO erfüllt. Beim Abgleich des Adressbuches werden alle Kontakte mittels eines Hash-Verfahrens anonymisiert und die Hash-Werte nach dem Abgleich wieder von den Servern gelöscht. Signal arbeitet derzeit außerdem an einem Verfahren, das verhindert, dass Serverbetreiber Einblick in übertragene Kontaktdaten bekommen. Das könnte möglicherweise das Datenschutz-Problem aller Anbieter lösen.

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