Forschung

Wiener Geruchs-Sensor könnte nach Drogen, Sprengstoff und schlechten Lebensmitteln schnüffeln

Smell Sensing 2.0. © Jakob Steinschaden
Smell Sensing 2.0. © Jakob Steinschaden

Sehen (Kamera), Hören (Mikrofon) und Fühlen (Touch) haben Tech-Gadgets schon gelernt, Schmecken und Riechen können sie noch nicht. Der Forscher Johannes Bintinger von der TU Wien und sein Team könnten zumindest letzteres bald ändern. Mit „Smell Sensing 2.0“ hat der studierte Chemiker eine Technologie mit entwickelt, die einer elektronischen Nase gleichkommt.

Der Prototyp hat die Größe eines USB-Sticks und kann – angesteckt an ein Notebook samt zugehöriger Software – Gerüche in der Umgebung erkennen. Im Kern geht es darum, ein biologisches Signal in ein elektronisches umzuwandeln. Mit Hilfe von Graphen werden bei der Sensortechnologie Moleküle erkannt, und diese geben (vereinfacht gesagt) Auskunft darüber, was gerade in der Luft liegt.

„Prinzipiell kann man mit unserer Plattform alle Stoffe erkennen“, sagt Bintinger Im Gespräch mit Trending Topics. Noch stehe „Smell Sensing 2.0“, an dessen Entwicklung das AIT (Austrian Institute of Technology) mitwirkt, ganz am Anfang. Aber die Visionen sind groß: Mit der elektronischen Nase könnte man einmal nach Sprengstoff suchen (z.B. am Flughafen oder auf Minenfeldern), nach Drogen schnüffeln lassen, verdorbene Lebensmittel erkennen oder sogar Krebserkrankungen (über den Atem des Menschen und darin enthaltene Moleküle, die auf eine Erkrankung hinweisen) frühzeitig erkennen. Smartphones, Drohnen, Scanner – integriert werden könnte der kleine Sensor in vielen Geräten.

Johannes Bintinger von der TU Wien. © Jakob Steinschaden
Johannes Bintinger von der TU Wien. © Jakob Steinschaden

Günstiger und kleiner als die Konkurrenz

„Dass es noch kein kommerzielles Produkt in dem Bereich gibt, zeigt, wie schwierig es ist“, sagt Bintinger. Von einem marktreifen Produkt sei man noch Jahre entfernt, aber die Chancen seien gut. „An Geruchssensorik arbeiten nicht viele andere“, so der Wissenschaftler, nur zwei andere Forschergruppen in Europa und Asien würden sich dem Thema auf ähnliche Weise widmen.

Die beiden Vorteile von „Smell Sensing 2.0“ sind sind schnell aufgezählt: Der Sensor ist sehr klein und lässt sich Bintinger noch weiter verkleinern, und günstig ist die Herstellung auch. Ein bis zwei Euro kostet der Chip nur und wäre, wenn er marktreif ist, massentauglich. Für das „Proof of Principle“ hat Bintinger beim European Forum Alpbach den ersten Erfolg verbucht: Das Publikum wählte ihn in einem Wettbewerb auf Platz eins und sicherte ihm ein Tickt für das Finale des Falling Walls Lab. Bei der Competition treten am 8. November in Berlin junge Forscher aus der Welt gegeneinander an und präsentieren ihre Konzepte vor renommierten Wissenschaftern.

Wird ein Startup aus dem Sensor?

Ob er eine Firma aus „Smell Sensing 2.0“, das haben Bintinger in Alpbach viele gefragt. Prinzipiell würde er schon darüber nachdenken, ein Startup zu machen, aber einfach wäre es nicht. „Für ein Tech-Startup braucht man ein Talent und ein Notebook, aber in unserem Bereich braucht man dazu viel mehr“, so Bintinger. Investitionen in Millionenhöhe wären notwendig, etwa, um ein Labor einzurichten. Zwei Dinge bringt der Jungforscher aber jedenfalls mit: Einen funktionierenden Prototypen und große Visionen, wie die Technologie einmal die Welt verändern könnte.

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