Kommentar

Der Aufstieg und Fall von Amabrush. Und welche Rolle Medien dabei spielten.

Amabrush beim Testen. © Amabrush
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Von 0 auf 100 und wieder zurück auf 0 in zwei Jahren. Der Aufstieg und Fall des Wiener Startups Amabrush von Gründer Marvin Musialek hält die Branche in Atem. 2017 sammelte die Firma mit dem Versprechen, eine „Zehn-Sekunden-Zahnbürste“ auf den Markt zu bringen, mehr als fünf Millionen Dollar auf Kickstarter und Indiegogo ein, nun musste Amabrush Insolvenz anmelden. Enttäuschte Kunden, schlechte Kritiken, Lieferverzögerungen, eine Klagedrohung durch den Verbraucherschutzverein (VSV), Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen „schweren Betrugs“ und ein Produkt, das nicht hielt, was es versprach, brachten das Startup zu Fall.

„Die Erwartungshaltung bei Kunden war groß. Das Produkt konnte diese zunächst nicht erfüllen. Wegen der erheblichen Lieferverzögerungen verlor Amabrush Vertrauen bei seinen Kunden“, heißt es seitens Amabrush. Man hätte eine zweite, deutlich verbesserte Version entwickeln wollen, doch dafür war frisches Kapital nötig. Anfang 2019 begannen „erfolgsversprechende Gespräche mit Investoren“. Doch dann sollen Amabrush Verbraucherschützer und die Medien in die Quere gekommen sein.

Potenzielle Investoren sprangen ab

„Die breite Berichterstattung über die Strafanzeige war für Amabrush verheerend und kam teilweise einer medialen Vorverurteilung gleich. Der Produktabsatz brach fast vollständig ein und vielversprechende Investoren brachen Verhandlungen mit dem Hinweis auf das Risiko durch die Klagsdrohungen von Kolbas „Verbraucherschutzverein“ insbesondere auch auf dem deutschen Markt und dem US-Markt bis zur rechtlichen Klärung der Vorwürfe ab“, heißt es seitens Amabrush.

Das ist klarzustellen: Es sind nicht die Journalisten und Verbraucherschützer, die das Produkt designt haben, es sind nicht sie, die Lieferverzögerungen verursacht haben, es sind nicht sie, die sich in Facebook-Gruppen über das Produkt beschwerten. Es sind aber Journalisten, die ihre Leser darüber zu informieren haben, was rund um die Firma passiert – vor allem dann, wenn sie zuvor schon ausführlich berichtet haben.

Zurecht sind Medien inklusive Trending Topics dafür zu kritisieren, dass sie den Hype rund um Amabrush mitgemacht haben. Zu selten wurden Leser darüber aufgeklärt, welche Risiken sie beim Bestellen von Crowdfunding-Produkten eingehen. Zu unreflektiert wurden die Produktversprechungen wiedergegeben, die auf den Kampagnen-Seiten zu lesen waren. Zu schnell wurden Stories und PR-Bilder via Social Media über die Revolution der Zahnbürste verbreitet, bevor man auch nur in die Nähe des Geräts gekommen war, geschweige denn sie im Mund hatte.

Versprich nichts, was du nicht auch halten kannst

Crowdfunding-Kampagnen sind als das zu nehmen, was sie sind: Werbe-Kampagnen für Produkte, die erst produziert werden müssen und die sich am Markt noch nicht bewiesen haben. Das müssen Medien und Startups gegenüber Lesern und Nutzern klarstellen.

Für Startup-Gründer muss der Fall Amabrush eine Lehre sein. Bei vielen Konsumenten hat Crowdfunding einen schlechten Ruf bekommen. Amabrush ist nicht der einzige Fall, die Liste der erfolgreichsten Kickstarter-Kampagnen ist gespickt mit Fails. Es ist Marvin Musialek und seinen 22 Dienstnehmern zu wünschen, dass die Sanierung klappt und dann ein Produkt entwickelt werden kann, das wirklich funktioniert – vor allem um jene, die es schon bezahlt haben, zu entschädigen. Bei allem Jubel rund um Innovationen muss ein einfacher Satz bei der Vermarktung gelten: „Versprich nichts, was du nicht auch halten kannst.“

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