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Das Bitcoin-Konzept: Vom Nerd-Spielzeug zur Alternativwährung

Bitcoins. © Antana/Flickr (CC BY-SA 2.0)
Bitcoins. © Antana/Flickr (CC BY-SA 2.0)
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Wir wollen abseits der Goldgräberstimmung um die Kryptowährungen auf die Hintergründe der Zukunftstechnologie Blockchain eingehen. In dieser neuen Reihe erklären wir die Basics: Was sind die Unterschiede zwischen den beiden größten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum? Welche Auswirkungen wird die Blockchain auf den Arbeitsmarkt haben? Wie funktioniert die Blockchain im Alltag? Heute der fünfte Teil: Das Bitcoin-Konzept.
Wie bringt man die Teilnehmer des Bitcoin-Netzwerks dazu, gemeinsam an einer Sache zu arbeiten, wenn es keine zentrale Kontrollinstanz gibt? Wie kann man verhindern, dass Teilnehmer des Netzwerks das Systems zu ihren Gunsten manipulieren? Satoshi Nakamotos revolutionäres Konzept der Blockchain verfolgt diesbezüglich gleich zwei Ansätze. Über die Blockchain werden sämtliche Transaktionen in chronologisch geordneten Blöcken registriert und schlussendlich verifiziert.
Ist die Verifizierung erfolgreich, erzeugt das System den nächsten Block und verkettet ihn mit dem zuvor als gültig anerkannten Block. Dieser Prozess der Überprüfung und Verkettung von Blöcken als Grundlage für zukünftige Blöcke stellt eine Übereinkunft über die Gültigkeit der Transaktionen dar. Somit ist es nicht möglich, eine „Münze“ doppelt auszugeben. Das Fälschen der Kryptowährung Bitcoin ist somit faktisch nicht möglich.

Bitcoin gegen Rechenleistung

Um einen Anreiz für die Besitzer der Computer zu schaffen, die die komplexen Berechnungen zur Verifizierung der einzelnen Blöcke durchführen und so das Grundbuch aktuell halten, integrierte Nakamoto einen Belohnungs-Algorithmus als Gegenleistung für Strom und Rechenleistung. Verifizierung und Belohnung bilden zusammen das Fundament für ein Konzept, das letztlich auf gegenseitigem Vertrauen beruht.

Künstliche Verknappung

Doch bislang war die Werthaltigkeit der virtuellen Währung nicht gewährleistet. Ein Mechanismus musste her, um Angebot und Nachfrage im richtigen Verhältnis zu halten. Die Lösung war eine im Protokoll verankerte künstliche Verknappung bei der Erzeugung der Münzen. So sieht Nakamotos Protokoll vor, in den ersten 4 Jahren etwa alle 10 Minuten eine Menge von 50 Bitcoin zu erzeugen. Alle 4 Jahre halbiert sich diese Menge, so dass 2012 nur noch 25 Münzen pro Block erzeugt werden konnten, dann 12,5 etc. Irgendwann sinkt dieser Wert rechnerisch auf Null, mit insgesamt 21 Millionen Bitcoins ist Schluss, es werden keine weiteren Coins mehr generiert.
Diese künstliche Verknappung wird den Preis von Bitcoin stützen und einen Anreiz schaffen, weiterhin Coins zu schürfen. Je geringer die Ausschüttung, desto höher die Nachfrage, desto höher der Preis.

Freiwillige Transaktionsgebühren

Um einen zusätzlichen Anreiz für das Schürfen zu schaffen, integrierte Nakamoto geringe Transaktionsgebühren, um die Bitcoin-Miner für ihren Ressourcenaufwand zu entschädigen. Transaktionsgebühren können grundsätzlich jedem Transfer von Bitcoins hinzugefügt werden und gehen direkt an den Bitcoin Miner. Sie können, müssen aber nicht hinzugefügt werden. Allerdings ist der Miner auch nicht verpflichtet, eine Transaktion ohne Gebühren in einen neu erzeugten Block aufzunehmen. Eine marktgerechte Lösung für ein Problem, dass die Gesellschaft von Beginn an begleitet.

Sicher gegen Abschaltung

Die Dezentralisierung des Bitcoin-Konzepts, basierend auf dem Peer-to-Peer-Netzwerk, bringt einem Währungssystem, das sich selbst als Alternative zu einem realen, von Banken betriebenen System präsentiert, echte Vorteile. Da es keine Kontrollinstanz gibt, keine zentrale Datenbank, die das gesamte System kontrolliert und koordiniert, kann Bitcoin nicht abgeschaltet werden. Länder wie China, die der Kryptowährung teils kritisch gegenüber stehen, können Bitcoin & Co. verbieten – eine Möglichkeit, das System abzuschalten oder nicht zugänglich zu machen, gibt es aber faktisch nicht.

Eine echte Alternative zu realer Währung

Nakamotos Konzept konnte im Laufe der Zeit mehr und mehr Menschen für sich gewinnen. Viele glaubten fest daran, dass das System funktioniert und trauten es Bitcoin zu, eine echte Alternative zu realen Währungen zu sein. Immer mehr Interessierte luden die Software herunter und begannen mit dem Erzeugen neuer Bitcoins. Jede Person, die ihren Rechner im Netzwerk anmeldet, erhöht damit die Gesamtrechenleistung, die zum Erzeugen der Bitcoins benötigt wird. Gleichzeitig erhöht sich der Stromverbrauch, die im Prinzip einzig variable Größe beim Bitcoin-Mining.
In erster Linie aber erhöht sich der Wettbewerb im Kampf um die virtuellen Münzen mit jedem zugeschalteten Rechner, da die Chance, einen der begehrten Blöcke zu erzeugen, sinkt. Gleichzeitig sieht das Bitcoin-Konzept vor, den Schwierigkeitsgrad der Rechenaufgaben, den Proof-of-Work, mit dem Anstieg der Rechenkapazität zu erhöhen. So soll verhindert werden, dass durch die zunehmende Gesamtrechenleistung Blöcke schneller erzeugt werden können, was zu einer schnelleren Ausschüttung der digitalen Münzen führen würde. Die künstliche Verknappung wäre somit nicht gewährleistet.

Bitcoin gegen Dollar

Um Bitcoin auch nicht so technikaffinen Menschen zugänglich zu machen, musste es alternative Möglichkeiten geben, an Bitcoin zu gelangen. Das reine Schürfen durch Verifizierung der Blöcke ist für Menschen, die sich für die Technik hinter Bitcoin nicht interessieren, viel zu komplex. Das System verliert dadurch an Attraktivität. Es musste daher die Möglichkeit geben, die Kryptowährung gegen eine reale Währung zu erwerben. Hier stellte sich nun die Frage, zu welchem Kurs Bitcoins gegen eine reale Währung gerechnet werden konnten? Im Oktober 2009 definierte die Bitcoin-Community den Wechselkurs mit 1.309,03 Bitcoin für 1 Dollar. Basis der Kalkulation waren die damals durchschnittlichen Stromkosten für das Mining.

Bitcoin macht Spaß

Plötzlich machte Bitcoin Spaß – nicht nur Programmierern, sondern auch normalen Menschen, die die komplexe Technik hinter Bitcoin nicht interessierte. Die Bitcoin-Gemeinde war noch klein und der Handel mit Bitcoin eher spielerisch. Da die Rechenleistung der angeschlossenen Computer ähnlich war, wurden die einzelnen Blöcke anteilig im ganzen Netzwerk verifiziert und die Miner somit gleichmäßig für ihre Mühen entlohnt.

Aus Spaß wurde Ernst

Mit zunehmender Beliebtheit der Kryptowährung und des damit verbundenen Handels erhöhte sich auch die Nachfrage nach Bitcoins. Die Rechenleistung stieg, die Miner witterten die Chance, mit ihrer Rechenleistung und dem Verifizieren der Blöcke Geld zu verdienen. Einer der Miner, ein Software-Ingenieur aus Florida namens Laszlo Hanyecz, startete das bis heute anhaltende Wettrüsten um Computerleistung, indem er ein Programm schrieb, durch das die komplexen Berechnungen nicht länger vom Hauptprozessor, sondern von der Grafikkarte des Computers übernommen wurde. Der so gewonnene Geschwindigkeitsvorteil erhöhte die Wahrscheinlichkeit, das Rennen um einen der begehrten Blöcke zu gewinnen und so 50 Bitcoins zu ergattern.
Zum Autor: Patrick Rosenberger ist Inhaber einer Agentur für digitale Medien in Münster. Auf das Thema Blockchain stieß Patrick während seiner Tätigkeit als freier Redakteur für Hamburger Verlage. Seitdem ist er fasziniert von den technischen Möglichkeiten der Blockchain und Bitcoin als dem vielleicht größten sozioökonomischen Experiment des Informationszeitalters. Auf cryco.info beschäftigt sich Rosenberger mit der Geschichte der Blockchain und hinterfragt Bitcoin als zukunftsträchtige Alternative zu Euro & Co. Aktuell arbeitet Rosenberger an einem Sachbuch zum Thema. 
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