Austria Connect Afrika

„Wer in Afrika erfolgreich sein will, der muss den Weg über Südafrika nehmen.“

Johannesburg ©Gerald Reischl
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“Wir wollen eure Euros. Investiert in uns, bevor es zu spät ist”. Der Bürgermeister von Johannesburg, Herman Mashaba, richtete im Rahmen der ersten „Austria Connect“ klare Worte an die Vertreter der österreichischen Wirtschaft. „Wer in Südafrika erfolgreich sein will, muss zuerst in Johannesburg erfolgreich sein, und wer in Afrika erfolgreich sein will, der muss den Weg über Südafrika nehmen. Also kommt zu uns und investiert.”

„Austria Connect“ erstmals in Afrika

Aus österreichischer Sicht sind sie das jährliche Wirtschafts-Highlight eines Kontinents – mit „Austria Connect“ wurde vor zehn Jahren eine Marke ins Leben gerufen, unter der sich rund um den Globus einmal im Jahr österreichische Unternehmen und Startups, die in den Ländern aktiv sind, treffen und sich bis zu zwei Tage lang austauschen und auf den neuesten Stand bringen.

Nach Nordamerika, Europa, den Golf-Staaten, Asien und Lateinamerika fand vergangene Woche erstmals in der Geschichte der WKÖ ein Austria Connect-Event auf dem Kontinent Afrika statt – organisiert wurde der Event vom österreichischen Handelsdelegierten in Südafrika, Johannes Brunner. Warum Afrika? „Afrika wird in den kommenden Jahren österreichischen Unternehmen und auch Startups große Chancen bieten“, ist WKÖ-Vizepräsident Jürgen Roth überzeugt.

WKÖ-Vizepräsident Jürgen Roth, der Bürgermeister von Johannesburg, Herman Mashaba, und der österreichische Handelsdelegierte in Südafrika,  Johannes Brunner, bei der ersten Austria Connect Subsahara Afrika ©Gerald Reischl

Startpunkt Johannesburg

Veranstaltungsort war Johannesburg, und diese Stadt wurde nicht zufällig gewählt. Zum einen ist sie die wirtschaftlich wichtigste Stadt Südafrikas, zum anderen auch die „Hauptstadt“ von Afrika Sub-Sahara, also Afrika unter der Sahara. Vor einem halben Jahrhundert noch die modernste Stadt der Welt, hat sich Johannesburg zu einer Metropole der Kriminellen Afrikas entwickelt. Im Zentrum haben Banden in der mit 4,4 Millionen Einwohnern größten Stadt Afrikas, mehr als 400 Hoch- und Wohnhäuser gekapert. Demgegenüber stehen 3.500 Polizisten. Wien zum Vergleich hat fast 7.000 Polizeibeamte.

Bürgermeister Herman Mashaba, der seit Mitte August 2016 im Amt ist, will das ändern und nicht nur die Stadt, sondern von Johannesburg aus das ganze Land wieder wirtschaftlich auf Vordermann bringen. Er braucht dafür aber Hilfe von außen und setzt auf Wirtschafts-Kooperationen und auf Jung-Unternehmer. Mashaba ist übrigens eine sehr angesehene wie auch schillernde Persönlichkeit in Südafrika. Arm geboren gelang es ihm mit „Black Like Me“ das größte Friseur-Zubehörunternehmen Südafrikas aufzubauen.

Afrika – mehr als 50 verschiedene Märkte

„Afrika ist zwar ein schwieriger Markt, aber das Risiko wird oft überschätzt, ebenso wie die Größe des Kontinents häufig unterschätzt wird“, meint WKÖ-Vizepräsident Roth: “Afrika ist eben nicht ein Markt, sondern besteht aus mehr als 50 Ländern bzw. Märkten, die alle ihre eigenen Chancen und Herausforderungen mit sich bringen. Unternehmer brauchen aber im Vorfeld ein gutes Screening und einen langen Atem.” Im Nachsatz:  “Unsere Wirtschaftsdelegierten vor Ort helfen hier gerne bei der Marktselektion und auch mit einer realistischen Risikoeinschätzung.”

„Man muss vor Ort sein“

Statistisch gesehen gibt es in Österreich 55.000 Exporteure, und die Möglichkeiten für diese bezeichnet Roth als schier grenzenlos. Gefragt sind Unternehmen aus vielen Branchen, das beginnt bei Lebensmitteln (ein Drittel der Lebensmittel muss Afrika importieren), geht über Kosmetik-Produkte und endet bei Energielösungen und Infrastruktur-Projekten. Aber, darauf machte die Afrika-Expertin von Deloitte, Hannah Edinger, in ihrer Keynote im Rahmen der Austria Connect Afrika aufmerksam: “Es reicht nicht eine Afrika-Präsenz. Wer in einem Staat wirtschaftlich erfolgreich sein will, muss vor Ort sein, um dort Geschäfte zu machen.” Es gäbe jedenfalls viele Bereiche, in denen Innovationen benötigt würden.

Gefragt: Von Energie bis Tunnelbau

Einer der spannendsten Bereiche sei der Energie-Sektor – 500 Millionen Afrikaner haben keinen Zugang zu Elektrizität, “und ein digitales Zeitalter ist ohne Elektrizität nicht möglich”, so Roth. Dabei wird es – so eine Schätzung der GSMA – bis 2022 insgesamt 636 Millionen Smartphone-User geben. “Das sind übrigens doppelt so viele wie in Nordamerika”, betont Roth. Neben stabilen Systemen müsse man in Afrika auch an Smart Grids denken und kleinere Einheiten der Energie-Erzeugung entwickeln. Roth fällt noch ein Nordamerika-Vergleich ein: Afrika hat mehr Städte mit mehr als einer Million Einwohner als Nordamerika.

Ein weiteres Problem sei die Verkehrsinfrastruktur, auch hier seien Investitionen und auch österreichisches KnowHow gefragt – Stichwort Tunnel- und Brückenbau. Dass Verbindungsrouten zwischen Ländern, die es vor einigen Jahrzehnten noch gab, plötzlich verschwunden sind, darf ebenso nicht passieren wie Zugverbindungen, die mitten in einem Stadtzentrum enden und nicht zum Hafen führen. Doch abgesehen davon, dass Afrika ein Riesenmarkt für die (weltweite) Wirtschaft ist, müssten Projekte gefördert werden, mit der die Menschen selbst aktiv werden und Produkte im eigenen Land produzieren können. Solche Initiativen, so hoffen europäische Politiker, könnten die Migrationswünsche eindämmen.  “Der Weg in die Zukunft wird nur über die Bildung gehen”, so Roth.

Der afrikanische Startup-Hype

Tatsache ist, dass es derzeit in vielen afrikanischen Staaten Bemühungen gibt, auch vom Startup-Hype zu profitieren und Tech-Hubs aufzubauen, in denen vor allem junge Menschen ausgebildet werden bzw. ihre Ideen realisieren können. In ganz Afrika gibt es derzeit 442 Tech-Hubs, Südafrika führt die Lists mit 59 an, gefolgt von Nigeria mit 55, Ägypten mit 34, Kenia mit 30 und Marokko mit 25. In Johannesburg sind einige Initiativen entstanden, zu den spannendsten gehören zum einen sicherlich das „Tshimologong Digital Precinct“ sowie der Alpha Code Incubator.

Andile Maseko, Alpha Code Incubator Johannesburg, ©Gerald Reischl

Der Alpha Code Incubator fokussiert sich auf Fintech-Startups und hat sich auf die Branchen Versicherung und Banken spezialisiert. Die Startups können sich um die Aufnahme in einem Club bewerben und werden hier mit Investoren und dem Ecosystem verbunden. „Wir haben jährlich etwa 200 Bewerbungen und unterstützten pro Jahr fünf Startups mit einer Förderung“, sagt Andile Maseko im Trending-Topics-Interview. Die Ideen reichen von mobilen Bezahllösungen über Versicherungsideen wie Mobbinsurance,  (bei der Bauern Ernte versichern können) bis hin zu Online-Authentifizierung und digitalen Signaturen wie „ThisIsMe“.

Tshimologong – der größte Hub des Landes

Im Johannesburger Stadtteil Braamfontein, gleich bei der Universität Witwatersrand, hat mit dem Tshimologong Digital Precinct eines der ambitioniertesten Projekte seinen Sitz. Partner von Tshimologong, das 2013 schon eröffnet wurde, sind renommierte Firmen wie Microsoft, IBM, Cisco oder auch Google, beim Besuch im Zentrum war auch das Red Bull-Logo nicht zu übersehen, trifft sich dort regelmäßig das Team von Red Bull Amaphiko, das weltweit Social Business aufstöbert und unterstützt. Tshimologong ist eine Mischung aus Co-Working-Space, Maker-Space, Inkubator, Accelerator und Connector. „Wir sind ein Hub, der die Talente für die digitale Gesellschaft sucht“, sagt CEO Lesley Williams. „Wir verbinden Programmierer, Designer, Entwickler, Unternehmer und Start-ups.“ Unter anderem bietet Tshimologong auch Coding-Kurse an, da es – wie auch bei uns – auch in Afrika einen Engpass bei Programmierern gibt.

CEO Lesley Williams, Tshimologong Digital Precinct – Johannesburg
©Gerald Reischl

Afrika erlebe derzeit einen radikalen Wandel bei dem die Digitalisierung eine wichtige, wenn nicht sogar die zentrale Rolle spiele – auch deshalb, weil Afrika der Kontinent mit der weltweit jüngsten Bevölkerung ist. Die Zahl der Bevölkerung wird sich von derzeit 1,2 Milliarden bis 2050 auf 2,4 Milliarden Menschen verdoppeln. „Ich bin absolut davon überzeugt, dass Afrika ein wichtiger und bedeutender Markt werden wird“, sagt WKÖ-Vizepräsident Roth. „Gerade in Afrika sehen wir noch viel Luft nach oben. Nur 1,2 Prozent der heimischen Exporte gehen nach Afrika. Das liegt deutlich unter den 8-Prozent-Anteil, den Afrika an den Ausfuhren der gesamten EU hat.“

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