MIT Europe Conference

AI-Forscherin: “Es gibt heute nichts, das man wirklich intelligent nennen kann“

Unter der Schädeldecke eines Roboters. © Photo by Franck V. on Unsplash
Unter der Schädeldecke eines Roboters. © Photo by Franck V. on Unsplash
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

„Innovation ist der wichtigste Treiber in einer globalisierten Welt. Um diese zu fördern, brauchen wir Unternehmer, Abenteurer und Entdecker, die große Träume umsetzen wollen und Menschen, die Neues lernen und umsetzen wollen.“ Und: „May the force be with you.“ Mit diesen Worten leitete WKÖ-Präsident Harald Mahrer, bekennender Star-Wars-Fan, die MIT Europe Conference ein, die die Wirtschaftskammer gemeinsam mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) heute und morgen in Wien abhält. Bereits zum siebten Mal soll die Veranstaltung für Wissenstransfer zwischen Österreich und einem der wichtigsten Forschungs- und Entwicklungszentren der Welt sorgen.

Eines der großen Themen der Konferenz: Artificial Intelligence. Während die großen Machtblöcke USA, China und EU mit Milliardeninvestitionen um die Vorherrschaft bei AI rittern, ist die Technologie noch lange nicht dort, wo sie manche bereits wähnen. “Es gibt heute nichts, das man wirklich intelligent nennen kann, vielmehr machen viele Systeme heute Pattern-Analyse und komplexe Statistik”, sagte Aude Oliva. Die französische AI-Expertin ist Executive Director des MIT-IBM Watson AI Lab und damit an vorderster Front in die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz involviert.

AI reicht noch nicht an Menschen heran

Oliva unterteilt AI-Systeme in drei Bereiche: „Narrow AI“ (z.B. Big Data, Pattern Analysis), „Emerging AI“ (Schach oder Go spielen, Multitasking) und schließlich echte, Menschen-ähnliche AI – und in diesem dritten Stadium sei man noch lange nicht angekommen. „Die meisten Startups und Unternehmen arbeiten mit Narrow AI“, so Oliva. “Es gibt keine Maschine, die besser als der Mensch funktioniert. Wir sind immer noch am oberen Ende der Kette.” Heutige AI würde noch lange nicht ans menschliche Hirn heranreichen.

Oliva nennt ein Beispiel: Ein zweijähriges Kind könne selbstständig erkennen, dass man einen Kasten öffnen muss, um etwas hineinzugeben. Doch heute würde die Forschung noch nicht wissen, wie eine Maschine diesen Denkprozess lernen könne. Auch beim Erkennen von Situationen sind Machine-Learning-Systeme noch fehlerhaft. In einem Versuch wurden einem System Millionen von dreisekündigen Videos gezeigt, in denen kurze Handlungen (z.B. ein Mensch springt ins Wasser) gefilmt wurden. In einem von fünf Fällen liegt das System noch falsch und klassifiziert die Handlung nicht richtig.

Mangel an Experten

Doch genau dieses blitzschnelle Erkennen von Situationen ist etwa notwendig, wenn autonome Fahrzeuge auf die Straßen gelassen werden. Sie müssen in Millisekunden entscheiden, ob sie eine Vollbremsung machen oder nicht. Da ist es entscheidend, wenn sie einen Schatten mit einem Hund, der auf die Straße läuft, verwechseln. “Derzeit kann das System 80 Prozent der gezeigten Videos richtig klassifizieren”, so Oliva.

Während sich die zugrunde liegenden Technologien (v.a. Rechenleistung) in den letzten Jahrzehnten stark verbessert hat, mangelt es bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz weltweit noch an den Talenten. “Es gibt weltweit nur 20.000 Experten für Machine Learning”, so Oliva. “Das MIT tut alles dafür, um neue Talente hervorzubringen, um bessere AI-Systeme zu entwickeln.”

Mit dem Hype-Wort AI wird derweil viel Marketing betrieben. Wie berichtet, besagt eine neue Studie der Technischen Universität Berlin (TU Berlin), des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts (HHI) und der Singapore University of Technology and Design, dass rund 50 Prozent der heutigen AI-Systeme schummeln. Zudem sollen rund 40 Prozent der europäischen Startups, die als AI-Unternehmen geführt werden, nichts mit Artificial Intelligence zu tun haben (Trending Topics berichtete).

EU: Ethische AI als Stärke

Das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge bei Boston kann eine der größten Konzentrationen von Innovation in der Welt vorweisen. Rund 200 Unternehmen scouten dort nach neuem Tech, Apple, Google, Facebook oder Apple forschen an dem Standort, der bisher rund 1.700 Spin-off-Startups hervor gebracht hat. Damit sich noch mehr Unternehmen mit R&D-Zentren ansiedeln, werden aktuell 1,2 Milliarden Dollar in die Kendall Square Initiative investiert. Zuletzt ist Boeing zugezogen, um am Standort an Flugzeuginnovationen zu arbeiten. Auch österreichische Startups wie Scarlet Red, 123Sonography oder Codeship (mittlerweile von CloudBees aufgekauft) haben sich in Boston angesiedelt.

Eine wichtige Diskussion im Rennen um AI-Technologien werden mittlerweile auch auf nationaler bzw. supranationaler Ebene geführt. Kanada war 2017 das erste Land weltweit mit einer eigenen AI-Strategie, so die Wiener Forscherin Charlotte Stix, die an der Cambridge University zu AI forscht. Derzeit gibt es ihrer Analyse zufolge 19 Länder weltweit, die eine AI-Strategie haben. Für die EU sieht Stix die Chance, sich zwischen den Großmächten USA und China bei Künstlicher Intelligenz eine besondere Position zu besetzen. “Die EU kann führend bei ethischer AI werden”, so Stix – also bei Systemen, die etwa auf Datenschutz, Menschenrechten und Anti-Diskriminierungs-Regeln fußen und einen Standard schaffen, den sich andere Weltregionen anschließen können.

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