Goodbye Ads

3 der 5 meist gekauften iPhone-Apps sind jetzt Werbeblocker – und Apple verdient bereits gut daran

Vier Adblocker unter den Top 20.
Vier Adblocker unter den Top 20.

Es kam, wie es kommen musste: Das neue Betriebssystem iOS 9 für iPhone und iPad ist keine drei Tage auf dem Markt, und User stürzen sich auf eine ganz spezielle neue Funktion: so genanntes Content Blocking. Von Apple nie groß kommuniziert, können App-Entwickler damit Ad-Blocker bauen, die unliebsame Werbung ausblendet, wenn man mit dem auf iOS-Geräten vorinstallierten Safari-Browser Webseiten besucht.

Ein Blick am Freitag morgen in den App Store zeigt: Adblocker finden offenbar reißenden Absatz. im österreichischen App Store sind derzeit drei der fünf meist verkauften Apps Werbeblocker. Peace führt die Riege an, gefolgt von Blockr und Crystal auf den Plätzen 4 und 5, weiter hinten auf Platz 18 kommt dann auch noch Purify. Auch international zeigt sich ein ähnliches Bild: Ob in den USA oder Deutschland, Werbeblocker-Apps dominieren derzeit die Kauf-Charts in den App Stores.

Apple verdient tüchtig mit

Die Werbeblocker für iOS-Geräte werden in der Regel von Einzelpersonen angeboten. Peace wurde vom ehemaligen Tumblr-Mitarbeiter und Instapaper-Macher Marco Arment entworfen, Crystal vom Briten Dean Murphy, Purify stammt von uBlock-Macher Chris Aljoudi, und Blockr wird von Tim Poller und Arno Appenzeller aus Karlsruhe angeboten. Sie dürften sich derzeit schöne Summen verdienen. Der große Gewinner heißt aber eigentlich Apple, denn bei jedem kostenpflichtigen Download bekommt Apple 30 Prozent der Kaufsumme. Das sieht dann so aus:

Blockr 0,99 Euro
Peace 2,99 Euro
Crystal 0,99 Euro
Purify 3,99 Euro
Apples Umsatzbeteiligung in Summe 2,68 Euro

Würde sich jede dieser vier Apps eine Million Mal verkaufen (was möglich ist, da die Apps weltweit angeboten werden), würde Apple daran in Summe fast 11 Millionen Euro verdienen. Abzuwarten bleibt, ob die App-Entwickler oder Analyse-Unternehmen Download-Zahlen bekannt geben werden.

Nicht ganz werbefrei

Österreichische iPhone- oder iPad-Nutzer, die sich einen der Werbeblocker installiert haben, werden es schon festgestellt haben. Ob orf.at, derstandard.at oder krone.at – nirgends gibt es mehr Werbung zu sehen. Die Adblocker-Apps werben auch damit, dass sie Tracking- und Analyse-Dienste unterbinden können, und auch das scheint ein Mitgrund für iOS-Nutzer sein, sich die Apps zu kaufen. Immerhin hat sich Apple dieses Jahr als der große Datenschutz-Konzern positioniert, der nicht mit Werbung und Nutzerdaten sein Geld verdient, sondern mit dem Verkauf von Geräten. Aufs Geld schaut man in Cupertino, Kalifornien, aber immer. Anstatt den Werbeblocker selbst in Safari zu verbauen, lässt man App-Entwickler die Angelegenheit erledigen, lagert damit die Arbeit an Externe aus und verdient sich nebenbei noch zusätzliche Einnahmen. Clever.

Gänzlich werbefrei ist das mobile Web am iPhone oder iPad aber nicht. Wer sich etwa Crystal kauft, der wird feststellen, dass auf der mobilen Webseite von Facebook die gesponserten Beiträge (Native Ads) nicht ausgeblendet werden.

Man muss relativieren

Die mobilen Werbeblocker werden oft als Super-GAU für die ohnehin schwierige Lage von werbefinanzierten Online-Publishern dargestellt. Doch wie verbreitet können die Adblocker aktuell überhaupt sein? Der ÖWA Basic zufolge griffen zuletzt im August 38 Prozent mit einem iOS-Gerät auf österreichische Webseiten zu. Allerdings ist derzeit nur ein geringer Prozentsatz der iOS-Geräte auch Werbeblocker-tauglich, da man eben iOS 9 installiert haben muss – das sind derzeit weniger als 20 Prozent, wenn auch die Adoptionsraten bei neuen Betriebssystemen von Apple immer sehr schnell steigen. Weiters ist zu berücksichtigen, dass sich nicht jeder iOS-Nutzer auch einen Werbeblocker kauft und es außerdem noch andere Browser wie Chrome gibt, die Werbung trotz installiertem Blocker weiter anzeigen.

Insgesamt wird aktuell also nur ein kleiner Bruchteil der Besucher von mobilen Webseiten einen Adblocker installiert haben. Wie sich die Situation längerfristig darstellt, bleibt abzuwarten. Davon auszugehen, dass sich das Problem von selbst erledigen wird, wäre aber sicher nicht der richtige Weg.

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