Sprachlern-App

10 Jahre Busuu: „Man braucht wahnsinnig viel Durchhaltevermögen“

Das Busuu-Team von oben anno 2018. © Busuu
Das Busuu-Team von oben anno 2018. © Busuu

Es war Bernhard Niesner, der Österreichs bekanntesten Business Angel auf den Geschmack brachte. Er überzeugte Hansi Hansmann 2010, in sein Startup Busuu zu investieren, damals noch eine Web-Plattform zum Erlernen von Sprachen. Gemeinsam mit dem Liechtensteiner Adrian Hilti hat Niesner die Firma vor mittlerweile zehn Jahren aus der Taufe gehoben. Diese Woche wird das Jubiläum in London mit vielen prominenten Gästen gefeiert. Ein guter Anlass für CEO Niesner, das vergangene Jahrzehnt Revue passieren zu lassen.

„Man braucht wahnsinnig viel Durchhaltevermögen und darf sich nicht ablenken lassen“, sagt Niesner zu Trending Topics. Er kann heute von einer ordentlich bewegten Zeit erzählen, von Höhen und Tiefen, vom Gewinnen und vom beinahe Scheitern. Ob Busuu überhaupt noch ein Startup ist, darüber lässt sich streiten: Rund 100 Mitarbeiter, davon 65 Vollzeitkräfte (der Rest sind Freelancer) kümmern sich um eine mittlerweile auf 80 Millionen Menschen angewachsene Nutzerschaft. Andererseits: „Nach zehn Jahren macht alles erst langsam Sinn“, sagt Niesner.

 

Der Österreicher Bernhard Niesner und der Schweizer Adrian Hilti gründeten busuu 2008. © busuu
Der Österreicher Bernhard Niesner und der Schweizer Adrian Hilti gründeten busuu 2008. © busuu

Große Momente und Millionen Dollar

Über Nacht zum Startup-Erfolg? Busuu ist – wie viele andere Internet-Firmen – das Gegenbeispiel zu dem immer noch verbreiteten Klischee. Vielmehr ist es die oft zitierte Achterbahn, in der Niesner mit oftmals stark wechselnder Belegschaft gesessen ist, und die Fahrt ist noch nicht vorüber. Der Busuu-CEO erinnert sich heute an viele Highlights, etwa die Übersiedelung des Startups von Madrid nach London im Jahr 2012, viele verschiedene Preise und die Investmentrunden bis zur Series B, die insgesamt rund 12 Millionen Dollar in die Kassen des Startups gespielt haben.

Und dann gibt es auch die ganz besonderen Momente, die Niesner heute sichtlich rühren – etwa das Mail einer Syrerin in einem libanesischen Flüchtlingslager, die sich per elektronischer Post bei Busuu bedankte, weil sie mit der App endlich Englisch und Deutsch lernen konnte. „Solche Dinge darf man in diesem Startup-Wahnsinn nicht vergessen, das man wirklich das Leben von Menschen verändern kann“, sagt Niesner.

 

© busuu

Hacker und Konkurrenten abwehren

Den vielen Erfolgen stehen harte Zeiten gegenüber. „Wir hatten 2014 ein unglaublich schwieriges Jahr, weil wir den gesamten Tech-Stack neu entwickeln mussten“, sagt Niesner. Der Wechsel von der Web- auf die App-Plattform hatte zur Folge, dass große Teile des Teams die Firma verließen (oder verlassen mussten). „Da gab es leider einen kleinen Exodus bei uns. Wir mussten quasi alles von vorne neu aufbauen“, sagt Niesner. Parallel dazu brach der Umsatz ein. Einmal sei man gar fast vor dem Bankrott gestanden, als ein Investmentrunde eine Woche vor Closing platzte. Nebenbei musste die Firma einen Hack-Angriff abwehren.

Busuu ist nicht die einzige Sprachlern-App in den App Stores, sondern muss sich gegen andere Branchen-Größen wie Duolingo oder Babbel beweisen. „Es gab eine Zeit, in der 20, 30 Startups in unseren Bereich gelauncht sind“, sagt Niesner. Sein learning aus dieser Zeit: „Don´t obsess over competition. Das ist kein Winner-takes-it-all-Markt, sondern einer, in dem mehrere Player Platz haben.“ Seine App sei etwa in Ländern wie China, Brasilien, Russland oder der Türkei stark und gehöre zu den effizientesten Apps, mit denen man Sprachen lernen kann. Pro Tag werden mit Busuu eine Million Wörter gelernt.

„Noch wahnsinnig viel Potenzial“

Heute kann man Busuu nicht nur am Smartphone und im Web verwenden, sondern auch mit Sprachassistenten wie Amazon Alexa oder Google Home. „Es gibt noch wahnsinnig viel Potenzial“, sagt Niesner. Täglich kommen derzeit rund 30.000 Neuanmeldungen auf der Plattform dazu, und für all diese Nutzer wolle man die Interaktivität und die Social-Features ausbauen. Die über die Jahre stark verbesserte Usability der App hat die Conversion-Rate von Busuu verdreifacht, mehrere hunderttausend Nutzer bezahlen für die kostenpflichtige Premiumversion des Dienstes. Auch Unternehmen (z.B. der Flughafen Wien) leisten sich das Service, um Mitarbeitern einfacheren Zugang zum Sprachenlernen zu bieten.

In trockenen Tüchern ist die Geschichte allerdings noch nicht. „Der Umsatz wächst jährlich um rund 60 Prozent, demnächst sind wir profitabel“, sagt Niesner, der gemeinsam mit Mitgründer Hilti (nicht mehr operativ tätig) die Mehrheit an dem Unternehmen hält. Eine einfache Branche haben sie sich jedenfalls nicht ausgesucht, doch den Optimismus von Niesner kann man auch durch die Telefonleitung spüren. Und man spürt, dass der Busuu-CEO weiter für seine Firma kämpfen wird. „Wenn Startuppen ein Marathon ist, dann ist EdTech der Iron Man.“

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